100stammtisch170507

100. Astrostammtisch Rhein/Main/Taunus,
Exkursion auf den Heidelberger Königstuhl

    Heidelberg, 07.05.17

    Im Mai diesen Jahres sollte bereits der 100. Astronomie-Stammtisch Rhein/Main/Taunus stattfinden. Kaum zu glauben, wie die Zeit vergeht, nun ist es schon über acht Jahre her, dass sich einige Hobby-astronomen zum ersten Stammtisch in der Wambacher Mühle eingefunden haben, um in lockerer Runde über diverse astronomische Gebiete zu fachsimpeln! Dem Anlass angemessen, überlegten Armin und ich, ob wir nicht ein spezielles Event durchführen könnten. Da Armin einen guten Draht zu Carolin Liefke hat, die beim Haus der Astronomie auf dem Heidelberger Königstuhl arbeitet, wurde auf der AME 2016 eine erste Anfrage bei ihr gestartet, welche dankens-werterweise von Caro akzeptiert wurde. Im April 2017 konkretisierte sich die Exkursion dann, die am 07. Mai dieses Jahres dann in die Tat umgesetzt wurde. So trafen sich dann knapp 20 Sternfreunde auf dem Heidelberger Königstuhl, bei leider nicht so guten Wetterbedingungen aber mit trotzdem gespannter Erwartung, die sich voll und ganz erfüllen sollte.
    Am Nachmittag um 15 Uhr nahm uns Caro am Haus der Astronomie in Empfang und führte uns zunächst auf das Gelände der alten Heidelberger Sternwarte, die noch vom berühmten Astronomen Max Wolf begründet wurde. Ende des neunzehnten Jahrhunderts war der Heidelberger Himmel noch bedeutend dunkler, als heute und auf dem Königstuhl herrschten beste Bedingungen für u.a. Astrofotografie. So führte unser Weg zunächst in ein Kuppelgebäude, in dem noch der alte Refraktor von Max Wolf mitsamt einem Doppel-Astrographen aufgestellt ist.
    Der alte Refraktor von Max Wolf mit einem Doppel-Astrographen für die Astrofotografie, war das erste Instrument auf der Privatsternwarte von Maximilian Franz Joseph Cornelius Wolf, der als Amateurastronom aus wohlhabendem Elternhaus das Glück hatte, seinem Hobby unter professionellen Bedingungen nachgehen zu dürfen. Der alte Astrograph wurde damals freilich noch mit riesigen Emulsionsplatten bestückt, die von ihren Nutzern meist selbst angefertigt wurden. Es lebe das Digitalzeitalter! Mit diesem Gerät hat er die Astrofotografie hoffähig gemacht, die bis dato in der Astronomie noch keinen Einzug gehalten hatte. Er war der erste der die Schönheit des Nordamerikanebels fotografisch festgehalten hat, was auf dem Kontinent der damaligen Forschungsfront der Astronomie, in den USA, viel Aufsehen erregt hat.
    In der nächsten Kuppel durften wir den Bruce-Refraktor, einen Doppel-Astrographen bewundern, der von einer betuchten Lady aus den USA gesponsert und daher nach ihr benannt wurde. Dieses Teleskop hat ein Leitrohr mit 10" Öffnung bei 4m Brennweite und zwei Astrographen mit je 16" Öffnung, was schon eine beachtliche Größe darstellt und man ganz schön hoch schauen muss, gelle! Das Leitrohr wurde mit einem modernen Okularauszug einer Firma, deren Namen jeder Hobbyastronom kennt aber hier nicht genannt werden soll, nachgerüstet und dient Schülern zum praktischen Gebrauch. Die Astrographen werden heute nicht mehr betrieben.
    Ganz anders dagen das Teleskop in der nächsten Kuppel, ein Ritchey-Cretien mit 16" Öffnung, der noch von Astronomiestudenten der Uni Heidelberg betrieben wird. Eine nette Anekdote ist, dass die alte defekte Steuerung von Caro durch eine modernere erstezt wurde, deren Name in der Amateurszene ebenfalls sehr geläufig ist ;-). Das Gerät wird heutzutage für die Exoplanetensuche eingesetzt, bei der Lichtkurven von potenziellen Sternen aufgenommen werden und sich Exoplaneten durch periodische Schwankungen in der Intensität bemerkbar machen.
    Danach ging es zurück zum HdA und zum Max-Planck-Institut für Astronomie, dem MPIA, dessen Innenleben uns Caro als nächstes zeigen sollte. Neben vielen Büros, die den Wissenschaftlern als Thinktanks dienen, einer gemütlichen Bibliothek, die im Zeitalter des Internets aber mehr als Ruhezone oder Raum für Social Events genutzt wird, gibt es aber auch viele Labore. Von denen durften wir eines, das IR-Labor, von innen betrachten. Hier werden in einer gegen externe elektromagnetische Strahlung abgeschirmten Umgebung Experimente an IR-Kameras, welche am MPIA für Weltraummissionen entwickelt werden, durchgeführt. Auch interessant war ein Modell der Sternumgebung unserer Sonne mit 30 Lichtjahren Kantenlänge, in dem alle Sterne in unserer nächsten Nachbarschaft mittels LED dargestellt wurden. Erstaunlicherweise waren die meisten Sterne darin rote Zwerge, die wir mit bloßem Auge am Himmel gar nicht wahrnehmen können, weil sie zu kühl und daher zu dunkel sind!
    Im Anschluss ging es rüber ins Haus der Astronomie, ein Gebäude, das sofort durch seine extravagante Architektur auffällt. Es ist nämlich der Struktur einer Spiralgalaxie nachempfunden und zeichnet sich durch geschwungene Gänge und spiralige Aufgänge aus, in denen viele Modelle aktueller, astronomischer Forschungsanlagen zu finden sind. Hier beschäftigt sich Caro insbesondere mit der astronomischen Bildung von Kindern, die durch gezielte didaktische Maßnahmen schon im Kindergartenalteran die Astronomie herangeführt werden. Insbesondere wird hier aber auch viel für Lehrerfortbildung getan und didaktisches Material für Schulen entwickelt. Ein besonderes Highlight war die Vorführung des Sternenhimmels im hauseigenen Planetarium, welches fantastische Reisen in die Fernen des Weltraums erlaubt!
    Die Zeit von drei Stunden verging wie im Flug und so hätten wir beinahe unsere Reservierung im Brauhaus Palmgasse verpeilt, den wir aber dann dank der Fahrkünste von Ingo, der mich durch die Altstadt fast bis vor den Eingang chauffiert hat, doch noch halten konnten. So stand dann, auch dank guten Essens und Bieres, netten Gesprächen zur Vertiefung des ein oder anderen Themas nichts im Wege. An dieser Stelle sei von allen Mitgliedern unseres Stammtisches an Caro nochmals ein herzlicher Dank ausgesprochen, die wirklich eine sehr spannende und informative Führung geboten hat!

    Clear Skies
    Thomas


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