12zolldobson

Selbstbau eines 12"-Reisedobsons

    Durch glückliche Umstände bin ich in den Besitz eines Orion UK 12" f/4 Spiegels aus Pyrex gelangt. Der Test des Spiegels durch meinem Sternfreund Horia viel recht gut aus mit einem Strehlwert von 0,9 und einer ordentlich glatten Oberfläche. Mit einem Gewicht von etwa 6kg bei einer Dicke von 38mm kein Leichtgewicht aber dennoch wollte ich ein Reiseteleskop daraus machen, welches noch als kompakte Kiste im Flugzeug mitgenommen werden kann. Als Vorbild diente mir dabei das Modell Alkaid von Sumerian Optics. Wegen des Öffnungsverhältnisse von f/4 und der damit verbundenen, kurzen Baulänge, sicherlich eine Herausforderung, da der Hut doch schon einiges an Gewicht aufbringen muss. Hier wurde daher der Paracorr von Televue bei der Berechnung schon fest eingeplant, ebenfalls ein etwas schwererer Okularauszug aus taiwanesischer Produktion im Stile eines Baader Steeltrack.

    1. Konzept

    Wie auch schon mein 8-Zöller, wurde der Dobson vor dem Bau zunächst einmal in AutoCAD gezeichnet. Die zugrundeliegenden 2D-Dateien in dxf-Format dienten dann auch als Input für eine CNC-Fräse bei Astro-Optik Martine. Selbst sägen wollte ich diesmal nicht, weil die Präzision der CNC-Fräse bei weitem höher ist, als meine Dekupiersäge und der Herr Martini die Teile sehr bereitwillig fertigt.
    Im zusammengepackten Zustand geht alles, bis auf die Stangen und den Okularauszug in eine Holzkiste, deren Boden die Rockerbox und deren Deckel die Basis darstellt. Die Höhenräder mit einem Radius von 300mm liegen in der Rockerbox, darüber der Hutmonoring, auf dem dann die Spiegelbox liegt. Bei einer Brennweite des Hauptspiegels von 1200mm liegt der Hutring nur etwa 1000mm oberhalb des Spiegels, d.h. man sollte später bequem auf einem Hocker sitzend beobachten können. Der Hutring, die Seitenteile der Basis und der Rockerbox sowie der Boden der Spiegelbox sind aus 15mm Birke-Multiplex, alle anderen Teile aus 9mm Birke-Multiplex. Damit sollte man auf etwa 13kg Gesamtgewicht kommen, inklusive Spiegel. Die Kiste ist mit 440mm Länge und 420mm Breite annähernd quadratisch. Die Höhe ist 210mm und somit ist die Transportkiste in einem Flugzeug noch kabinentauglich. Die Stangen wurden bewusst nicht als teilbar ausgelegt, aus Stabilitätsgründen. In der Konzeptskizze sind die Stangen noch gerade dargestellt doch es wurde später auf 12x1mm Alurohre zurückgegriffen, welche gerade aus der Spiegelbox herauskommen und unter hoher Spannung am Hutring befestigt werden, was eine sehr steife Konstruktion ergibt.

    2. Die Realisierung

    Die Abbildung links zeigt die Holzteile, wie sie von Astro-Optik Martini geliefert wurden, präzise gefräst und nur noch etwas abzuschleifen. Leider hatte ich vergessen eine Änderung, welche ich im 3D-Modell vorgenommen hatte, ins 2D-Modell zurückzuübertragen, wodurch die Spiegelbox etwas zu schmal ausfiel, was aber mit 2 6mm Multiplexbrettchen korrigiert werden konnte (s.u.). Die Trapeze für die Ecken der Spiegelbox wollte ich eigentlich aus 21mm Nultiplex mit meiner Dekupiersäge aussägen (jeweils 2 übereinandergeleimt, um auf 42mm zu kommen), weil ich das Holz noch da hatte. Dabei ist mir allerdings meine Dekupiersäge kaputtgegangen, ein Plastikteil am Exzenter ist gebrochen. Daher habe ich die Teile kurzerhand auch noch bei Herrn Martini nachbestellt.
    Die Rockerbox und die Basis konnten aufgrund der präzise gefertigten Holzteile unmittelbar zusammengebaut werden, wobei ich dabei auf Verschraubung gesetzt habe. Verleimung ist mir nie geheuer, da müsste man dann auch mit Nuten verzahnen, zu oft habe ich in wichtigen Momenten bei der Beobachtung schon Leimverbindungen aufgehen sehen, die dann zum Abbruch der Beobachtung geführt haben. Als Tragegriff wurde ein hölzerner Schubladengriff aus dem Baumarkt verwendet. Die Höhenräder mit 300mm Radius passen übereinandergelegt genau in die Rockerbox.

    Der Hut aus 15mm Birke-Multiplex ist sechseckig mit rundem Ausschnitt, die vierarmige Spinne aus Metall wurde beim Teleskop-Servive erworben, genauso, wie der Fangspiegelhalter aus Kunststoff, auf den der Fangspiegel mit drei Silikonblops aufgeklebt wurde. Der Auszug aus taiwanesicher Produktion, mit 1:10 Untersetzung und dem Baader Steel-Track ähnlich, ist ebenfalls von TS und wurde an einer Standardbasis aus Metall befestigt, welche wiederum mit zwei Schrauben am Hutring angebracht ist. Der Okularauszug wird zusätzlich noch durch zwei Querstreben aus Alu mit je einer Stange des Dobson verbunden und so weiter stabilisiert.
    Die Spiegelbox besteht aus einer 15mm dicken Grundplatte mit kreisförmigem Ausschnitt, in welchem der Spiegel liegt. Gelagert ist der Spiegel auf einer sternförmigen Basis mit Alu-Wippen, in welche je zwei Polymerschrauben eingeschraubt sind, auf deren Köpfen der Hauptspiegel lagert (6-Punkt-Lagerung). Für die laterale Lagerung wurde zwei weiche Holzscheiben (Kiefernholz) mit 30mm Durchmesser und einem Winkelabstand von 90° am vorderen Ende der Box angeschraubt. Ich denke diese Art der Laterallagerung sollte bei einem Spiegel dieser Dicke ausreichend sein. Sollte sich bei der praktischen Beobachtung etwas anderes herausstellen, muss die Laterallagerung ggf. durch Rollenlager ersetzt werden. Die Basis ist mit drei Schrauben an der Spiegelbox aufgehängt, wovon die zwei hinteren über Flügelmuttern höhenverstellbar sind, zur Hauptspiegeljustage.
    Die Stangen des Trussdobson sind aus 12x1mm Aluminium und werden lediglich in die gerade eingebrachten Bohrungen in den Ecken der Spiegelbox eingesteckt. Danach werden sie oben zu den Befestigungswinkeln am Hutring hingebogen, so dass die gesamte Konstruktion stark verspannt wird. Um die Kräfte nich direkt am Hut angreifen zu lassen, werden je 2 Stangen an je einem 40mm breiten Aluwinkel befestigt, welche wiederum am Hut angeschraubt sind. Durch diese Konstruktion sind an der Spiegelbox keine Klemmelemente mit Verschraubung nötig und die gesamte Konstruktion wird sehr steif und stabil. Man kann den Dobson mit Spiegel samt Spiegelbox, Stangen und Hut ohne Probleme an einer Stange tragen, ohne dass etwas auseinanderfällt.
    Die Höhenräder sind zur Stabilisierung des Setups mit einer 10x1mm Alustange und das rechte Höhenrad ist darüber hinaus mit der Spiegelbox über einen "Hydraulischen Schranktüröffner" mit 100N Stärke verbunden. Dieses Teil hat sich wegen seiner drehbaren Gelenke als vorteilhaft beim Anbringen erwiesen und sorgt für eine ausreichend steife Konstruktion. Auf der Rockerbox werden die Höhenräder durch die Spannverschlüsse (je zwei auf jeder Seite) der Kiste geführt.
    Der komplett aufgebaute Dobson hat eine Gesamthöhe von etwa 110cm und zur Beobachtung reicht ein kleiner Hocker aus, um einen bequeme Einblick zu gewährleisten. Der Dobson wurde diesmal in schwarz lackiert, getreu dem Motto "black is beautiful" und sehr passend zum "Silber" der Stangen und Beschläge. Der Deckel der Holzkiste dient als Basis, auf dem Deckel sind drei Gleitlager aus Teflon aufgeschraubt, auf denen die Rockerbox gleitet. Der Dobson lässt sich sowohl in der Höhe als auch im Azimut gefühlvoll nachführen. Die Ausschwingzeit, nach einer Bewegung oder dem Fokussieren, ist sehr gering.
    Für den Transport können die Höhenräder, die Spiegelbox und etwas Zubehör in der Kiste, bestehend aus Basis und umgedrehter Rockerbox, verstaut werden. Die Stangen, welche aus Stabilitätsgründen bewusst nicht als teilbar ausgelegt wurden, werden in einem Köcher aus dem Angelzubehör (Rutenköcher) verstaut. Der Okularauszug, der Paracorr und der Fangspiegel müssen separat transportiert werden. Der Dobson könnte auch als f/5 ausgelegt werden, wofür dann gewichtstechnisch ein Kine-Optics-Okularauszug ausreichend sein dürfte, der in dem Fall für den Transport am Hut montiert bleiben könnte. Die Ecken der Box sind zum Schutz vor Stössen mit Metallecken ausgestattet. Zusammengehalten werden die beiden Hälften der Kiste durch metallische Spannverschlüsse. Die Basis ist an den Auflagefläche jeweils durch eine Aluleiste geschützt.


    Der Dobson hat beim Firstlight bereits sein Potenzial bewiesen, muss aber sicherlich sein Können auf Reisen noch beweisen. Das Gesamtgewicht der Transportbox beträgt 13,7kg und liegt damit eigentlich oberhalb dessen, was für Kabinengepäck noch tolerabel ist. Allerdings wird dort meistens nicht so genau hingeschaut. Die Stangen müssen bei Flugreisen zusätzlich zum Standardgepäck aufgegeben werden, da die Stangen wohl nicht in einen normalen Koffer hineinpassen. Der Okularauszug, der Paracorr und der Fangspiegel müssen dann im Hauptgepäck mitreisen oder man findet jemand, der die Sachen im Handgepäck mitnimmt. Ich hoffe das Gerät dieses Jahr noch auf La Palma einsetzen zu können, es wird zu gegebener Zeit berichtet werden.

    Clear Skies
    Thomas

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