Taubensuhler Astro-Nächte TAN, Mai 2014
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Mommenheim, 04.05.14
Die Taubensuhler Astronächte (TAN), organisiert von den Sternfreunden der
Sternwarte Bellheim
in der Pfalz, sollten diese
Jahr vergleichsweise spät, Anfang Mai stattfinden, noch dazu rund um den ersten Mai. Da ich schon immer mal an einem TAN
Teleskoptreffen teilnehmen wollte, es aber aus verschiedenen Gründen bisher nicht geklappt hat, habe ich mich kurzerhand
dort angemeldet, zumal eine Woche vor dem Event die Wetterprognose noch recht vielversprechend war. Leider änderte diese
sich von Tag zu Tag, je näher das Ereignis rückte, und auch nicht zum Guten! Am Donnerstag den 1. Mai war es regnerisch
und bedeckt, am Freitag sollte es noch schlechter werden. So entschloss ich mich dann, erst am Samstag loszufahren, immerhin
mit der Prognose einer sehr guten Nacht von Samstag auf Sonntag. Gegen Mittag erreichte ich den Platz, nach einer ca. 1,5-
stündigen Fahrt. Da es noch bewölkt war, hies es zunächst mal Zelt aufbauen und in der "Waldwerkstatt", einem mit Küche,
Aufenthaltsraum und sanitären Ankagen ausgestattetem Gebäude, etwas essen gehen. Sehr positiv aufgenommen wurde, dass die
Bellheimer Sternfreunde während des ganzen Treffens dort eine Rundumversorgung geliefert haben, Getränke, Kaffee, Kuchen, Suppen,
Würstchen und Frühstück. In der Nacht konnte die Waldwerkstatt zum Aufwärmen oder zum Enttauen der Geräte genutzt werden,
dazu war der etwa 100m lange Weg vom Beobachtungsplatz zur Werkstatt mit roten Lämpchen beleuchtet, sehr schön.
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Am Nachmittag wurden dann zunächst Vorträge besucht, um die Zeit bis zum Aufklaren zu vertreiben. So berichtete
ein Sternfreund aus dem Schwarzwald über die Restaurierung der ersten Amateursternwarte Deutschlands sowie den Bau einer
Rolldachhütte in Schwarzenbach. Gefolgt wurde dieser von einem Vortrag über Elektonenmikroskopie an Mondgestein, inklusive
einer Elementanalyse, welche in den 70er Jahren vom Vortragenden in Münster quasi als Freundschaftsdienst durchgeführt wurde.
Zum Abschloss gab es noch einen recht witzig präsentierten Reisebericht zu den Polarlichtern im Februar 2014,
mit einem Hurtigrouten-Schiff entlang der norwegischen Küste, bis zum Nordkap und zurück.
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Ein 180°-Panorama von Ost über Süd nach West suggeriert noch relative Leere, was sich aber bald ändern sollte. Auch zeigt
sich die gute Rundumsicht, die nur im Norden durch den direkt an den Beobachtungsplatz angrenzendne Wald etwas getrübt wird.
Gegen 18 Uhr riss dann der Himmel auf und die anwesenden Sternfreunde begannen damit ihre Instrumente aufzubauen. Schnell
füllte sich der Platz mit den verschiedensten Teleskopen, das größte darunter eine 20" MF-Dobson mit einem Intes Spiegel.
Auch kamen wohl noch etliche kurzentschlossene auf den Platz, wohl wegen der guten Wetterprognose für die Nacht. Darunter
waren dann auch ein 18" Spacewalk Telescope Dobson, diverse Refraktoren und Meade SCīs. Ich selbst hatte diesmal meinen
Doppelrefraktor dabei, bestehend aus 2 Vixen ED 102SS und einer azimutalen Gabelmontierung von Astromechanik.
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Die Fotografen waren, wie meistens auf Teleskoptreffen, eher in der Minderheit aber auch hier gab es einige, wie
z.B. den Sternfreund mit dem 8" f/4 Carbonnewton mit Feathertouch auf einer NEQ6. Das Umfeld um seinen Fotonewton
sollte sich später aber auch noch wesentlich verdichten. Ich hoffe, er konnte trotz des Gedränges in der Nacht
noch ein paar gute Aufnahmen gewinnen.
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Die abendliche Sonne lockte viele Beobachter auf den Platz, um vorm Sonnenuntergang noch einen Blick im Weißlicht oder
H-Alpha auf unser Zentralgestirn zu erhaschen. In lockerer Runde wurde viel beobachtet, diskutiert und getestet. Der
Vertreter von Lunt H-Alpha Teleskopen hatte unglücklicherweise seine Zelte für diesen Tag etwas zu früh abgebrochen aber
es sollte am nächsten Tag auch noch reichlich Gelegenheit zur Sonnenbeobachtung geben.
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Ich selbst konnte mit meinem Doppelrefraktor quasi beide Arten der Sonnenbeobachtung, Weißlicht und H-Alpha, parallel
betreiben. H-Alpha diesmal im Doublestack mit Coronado Frontetalon SM60 und rückseitigem PST Etalon mit Blockfilter BF10.
Die Kombination stellt an dem Gerät nicht das Optimum dar, weil ich wegen des fehlenden Backfokus am ungekürzten
Vixen Refraktor nicht den optimalen Abstand zwischen PST Etalon und Blockfilter einstellen kann, was dann zu einer
leichten Vignettierung am PST Etalon führt. Dennoch ist der wirksame Bildausschnitt dabei extrem kontrastreich, bei
Protuberanzen und auf der Oberfläche. Dabei gab es eine riesige Protuberanz, die sich in veränderter Form auch am nächsten
Morgen noch zeigte.
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Der nächste Morgen zeigte sich dann nach kurzer, schlafloser, weil extrem kalter Nacht, mit einer dünnen Eisschicht auf
Zelten, Teleskopen und der Wiese. Gott sei Dank aber auch mit einer angenehm wärmenden Morgensonne, so dass ich die Zeit
schon kurz nach 7 Uhr lieber vor dem Zelt als im Zelt verbracht habe! Die Nachttemperatur muss deutlich im negativen
Bereich gelegen haben, ein Fall für den mein Schlafsack leider nicht mehr ganz optimal ausgelegt ist.
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Die Beobachtungsnacht von Samstag auf Sonntag hat für vieles entschädigt, war sie doch von ausgezeichneter Durchsicht
des Himmels und sehr guter Dunkelheit geprägt. Einzig der Lichterschein von Landau war im Nordosten leicht störend bemerkbar,
ansonsten aber war der Himmel für deutsche Verhältnisse sehr dunkel. In der einbrechenden Dämmerung wurde bereits ausgiebig
beobachtet, so machten wir uns einen Sport daraus, wer zuerst Jupiter mit bloßem Auge sehen konnte. Gar nicht so einfach, da
merkte man, dass Jupiter nach Erreichen seiner Oposition im Januar schon wieder deutlich an Helligkeit eingebüsst hatte.
Im 20" MF Dobson konnte man bereits in der Dämmerung einen Schattendurchgang des Jupitermondes Io bewundern, inklusive des
großen roten Flecks, der Richtung Zentralmeridian wanderte. Dieser war im Dobson als lachsrot wahrnehmbar konnte aber auch in
meinem Doppelrefraktor wahrgenommen werden, natürlich auch inklusive des Io-Schattens. Die am Platz anwesenden Meade SCīs
zeigten auch alle sehr ordentliche Jupiterbilder, mit, im Vergleich zu meinen Celestrons, erstaunlich wenig Shifting beim
Fokussieren. Mars gefiel mir diesmal in meinem Doppelrefrakor am besten, eindeutig mit Polkappe, inklusive dem dunklen Rand
darum und weißen Wolken, vermutlich über Olympus Mons. Die größeren Instrumente zeigten alle einen zu hellen Mars, so dass
hier die Details schon wieder untergingen, da wären Graufilter angesagt gewesen. Der Mond stand etwa viertel voll auch noch
recht lange am Westhimmel, bot aber mit seinem aschgrauen Licht und seinen scharf hervorgehobenen Kratern am Terminator
ebenfalls einen reizvollen Anblick im 4" Doppelrefraktor. Saturn stand dafür am frühen Abend noch etwas zu tief, die
Cassini-Teilung in den Ringen war aber im Doppelrefraktor dennoch eindeutig sichtbar. Ein schönerer Anblick bot sich später
im 20" Dobson, als Saturn in fortgeschrittener Nacht wesentlich höher am Himmel stand. Nachdem der Mond dann aber endlich
hinter den Bäumen im Westen verschwunden war, konnten die ersten Deep-Sky-Objekte angepeilt werden. Frühling heist dabei
Galaxienzeit, weil wir dann in Richtung Süden vom galaktischen Zentrum, welches mit seinen Staubwolken den Blick in die
Tiefen des Universums abblockt, wegschauen und somit besonders viele Galaxien außerhalb der
unserigen wahrnehmen können, insbesondere auch die Large Scale Structures des Coma- und Virgo-Galaxienhaufens. Doch oh Schreck,
der feuchte Boden nach den Regenfällen der letzten Tage sorgte für extremen Taubefall der Optiken auf dem Platz, so auch
an meinem Dopelrefraktor! Also habe ich das Teil kurzerhand von der Monti runtergebaut und für ein halbes Stündchen in die
Waldwerkstatt getragen. Nach einem wärmenden Kaffee und ein paar netten Gesprächen ging es dann wieder auf die Wiese. So wurde
dann natürlich zunächst im Virgo-Galaxienhaufen herumgesurft, über das "Magic T" war der Einstieg schnell gefunden, so dass
man sich leicht entlag von "Makarians Galaxien-Kette" weiterhangeln konnte. Willkürliche Schwenks in der Gegend führten auf
immer neue, nicht enden wollende Galaxien. Zwischenzeitlich mal ein Schwenk auf M13, den hellsten Kugelsternhaufen des
Nordhimmels, im 4" Doppelrefraktor bei 137x mit vielen Einzelsternen, natürlich nicht vergleichbar mit dem Anblick im 20"
Dobson bei voller Auflösung des Haufens mit deutlich sichtbarer "Propeller"-Dunkelstruktur. Zurück ging es zu den Galaxien,
diesmal in den Coma-Haufen. Zunächst zur Spindelgalaxie NGC4565, leicht als dünne, längliche Spindel sichtbar aber kein
Staubband. In der Nähe auch noch die große NGC4725 gefunden, elliptisch aber strukturlos. Willkürliches Schwenken lässt
auch hier viele schwache "Blobs" auftauchen, die aber nicht alle von mir identifiziert wurden. Ein Schwenk zu den "Jagdhunden"
lässt eine dünne, längliche Spindelgalaxie ins Gesichtsfeld wandern. Ein Check im Deep-Sky Reiseatlas (mein Standardwerk an
diesem Abend) zeigt an der Position keinen Eintrag, ein Check beim Nachbarn im Deep Sky Atlas zeigt an der Stelle die Galaxie
NGC4244, erstaunlich, dass so ein helles Teil nicht im Deep Sky Reiseatalas verzeichnet ist, man sollte halt immer auch mal
abschweifen! Bei der Gelegenheit habe ich auch gleich mal einen Blick durch den 20" Dobson auf NGC4565 und NGC4244 geworfen,
die erste natürlich mit knackigem Staubband, die zweite strukturlos aber auch hier viel heller, als die erstere. Dann wurde noch
M64 die "Black Eye Galaxie" im 20er angeschaut, schön mit zentralem Dunkelspot, welcher der Galaxie seinen Namen gab.
In meinem 4" Bino blieb diese Galaxie aber strukturlos, das Auge nicht zu erkennen bei 30x. Ein Versuch mit höherer Vergrößerung
hätte vielleicht geholfen doch ich wollte zunächst noch die Klassiker im großen Wagen anschauen. M51 mit angedeuteten Spiralarmen
und auch M101 mit leicht gemottelter Struktur. Die beiden habe ich mir im 20"er auch noch zeigen lassen, M51 mit klar hervorstechender
Spiralstruktur und M101 mit Spiralarmen und klar identifizierbaren HII-Regionen darin, toll. Danach wurde noch M3 im 20er eingestellt,
ebenfalls voll aufgelöst. Dann habe ich mit meinem Doppelrefraktor noch die beiden Tripplets im Löwen M65/M66/NGC3628, letzterer
länglich und viel schwächer, als die Partner, sowie M95/M96/M105, alle noch gemeinsam im Feld angeschaut, bevor ich wieder zum
Aufwärmen in die beheizte Wldwewrkstatt musste. Hier war selbst um 2 Uhr noch reger Publikumsverkehr mit diversen Diskusssionen
über Deep-Sky Objekte, Okulare und diverses mehr. Als ich nach einem Kaffee und einem Stück Kuchen wieder auf dem Platz ankam,
war mein Doppelrefraktor wieder zugetaut. Ein weiteres mal Auftauen mit mindestens einer halben Stunde Zeitaufwand wollte
ich mir nicht mehr zumuten und bin daher in mein Zelt gekrochen. Andere haben, wie ich mir von meinem Nachbarn sagen lies, noch
bis zur Morgendämmerung gegen 5 Uhr ausgehalten. Für mich war die Nacht recht schlaflos, da trotz aller Klamotten am Körper,
die ich hatte, die Kälte doch immer wieder vom Boden durch die Luftmatratze und den Schlafsack drang. Die Morgensonne um 7 Uhr
war daher sehr willkommen! Anschließend gönnte ich mir noch ein Frühstück in der Waldwerkstatt, um dann noch ein bisschen die
Sonne zu beobachten und mein Zelt von der Eisschicht befreien zu lassen. Mittlerweile war auch Lunt in Persona von Perry wieder am
Platz vertreten, so dass sich den Anwesenden noch schöne Anblicke durch u.a. einen 150er Lunt erschlossen. Gegen MIttag habe ich
dann die Heimreise angetreten, in der Gewissheit, dass ich nächstes Jahr wiederkomme, wenn das Wetter mitspielt. Mein Dank gilt
den Bellheimer Sternfreunden, für die tolle Organisation des Teleskoptreffens!
Clear Skies
Thomas
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