Planetarische Nebel und mehr am Herbstfirmament
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Mainz, 08.10.07
Die Wetterlage über das Oktoberwochenende um den 06./07. versprach goldenes Oktoberwetter und die
Vorfreude auf eine Beobachtungsnacht nach langer Abstinenz war entsprechend groß. Der Sommer war
tatsächlich so mies, dass ich seit meinem La Palma Urlaub im Juni dieses Jahres keine richtige
Beobachtungsnacht mehr hatte. Die zwischenzeitlich beiden einzigen Nächte wurden einmal durch eine
Rotte Wildschweine und ein anderes mal durch eine Rotte Fußballer gestört, die mich an unserem
Beobachtungsplatz im Hochtaunus jeweils zur Aufgabe gezwungen hatten. Da der Samstag durch
Umzugsaktivitäten meiner Freundin leider ausgefallen ist, wollte ich unbedingt den Sonntag für eine
Beobachtung nutzen. Nach einem wunderschönen Oktobertag ging es dann frühzeitig zum Beobachtungsplatz
in Laufenselden. Armin von den
Deep-Sky Brothers
wollte nach der langen Beobachtungsnacht am Vorabend nicht noch mal rausfahren und so fuhr ich allein
raus, in der Hoffnung vielleicht noch den ein oder anderen Mitspechtler vor Ort anzutreffen. Dies
sollte sich als zutreffend herausstellen, insofern, als tatsächlich gegen 21:30 Uhr noch Benny
(Taunus-Astronomie)
am Beobachtungsplatz eintraf. Mein Beobachtungsinstrument an diesem Abend war mein Hofheim-Reisedobson,
ein 8" f/4 Newton-Teleskop, welches ich fast immer dabei habe. Als Okulare kamen ein 24 mm Widefield
(V=30x, AP=6mm), ein 15 mm Widefield (V=53x, AP=3,8mm), ein 9 mm Nagler Typ 6 (V=89x, AP=2,3mm), ein
6,7 mm UWA S4000 (V=119x, AP=1,7mm) und ein 4,8 mm Nagler Typ 1 (V=167x, AP=1,2mm) in Kombination mit
einem Komakorrektor MPCC von Baader zum Einsatz. Diese Okulare haben alle das 1,25"-Format und sind
somit kompakt, leicht zu transportieren und der Komakorrektor kann vorteilhafterweise in der
1,25"/2"-Steckhülse verschraubt bleiben, so dass jeweils nur die Okulare gewechselt werden müssen.
Nachdem der Dobson aufgebaut war nahm ich mir erstmal ein wenig Zeit den Himmel mit bloßem Auge zu
betrachten: die Milchstrasse war sehr schön durch den Zenit vom Fuhrmann durch die Cassiopeia, den
Schwan und den Adler zu beobachten, mit deutlicher Teilung im Schwan und Adler. Der Schütze
verabschiedete sich bereits langsam am Westhorizont und Jupiter war noch als rötlicher Stern am
Westhorizont zu erspähen. Nachdem Benny eingetroffen war haben wir später versucht in der Region um
den Polarstern herum die Grenzgröße zu bestimmen. Beide konnten wir blickweise Sterne der Größe 6m,3
ausmachen, sicher jedenfalls Sterne der Größe 5m,8, dies versprach einen Himmel um etwa 6m,0.
Das war etwas überraschend, da am Nordhorizont über dem kleinen Örtchen Laufenselden doch ein wenig
Dunst auszumachen war und sich die Nacht doch als recht feucht erwies.
Zum Einstieg beobachtete ich dann zunächst einmal den Doppelsternhaufen h+c im Perseus, wunderschön
anzusehen im 24 mm Widefield, mit lokal sehr feinen Sternpünktchen im Zentrum des einen Haufens, wie
so eine Art "Haufen im Haufen". Dann rüber zum "Kleinen Hantelnebel" M76, der recht klein ist und im
Übersichtsokular gerne übersehen wird. Bei 167x dann aber sehr schön als kleine Erdnuss zu erkennen.
Der OIII-Filter lässt M76 sehr hell werden, die Ausläufer um den Zentralbereich konnten aber nicht
gesichtet werden, auch später nicht, als wir noch einen Versuch am dann höher stehenden M76
unternahmen. Danach wollte ich den Himmel einmal testen, indem ich NGC 891 anvisierte, die
Spindelgalaxie östlich von g Andromedae. Diese ist immer ein guter Test
für einen dunklen Himmelshintergrund. Der erste Versuch scheiterte, der Himmel ist im Südosten und
Süden unseres Beobachtungsplatzes einfach durch das Rhein-Main-Gebiet immer noch zu stark aufgehellt,
insbesondere, wenn sich Dunst in der Atmosphäre befindet. Also, erstmal ein paar Klassiker anvisiert,
M13 der Kugelsternhaufen im Herkules, immer noch hoch überm Horizont, bis ins Zentrum schön aufgelöst,
bei 167x mit vielen Sternketten nach außen führend. M57 der Ringnebel in der Leier, als Auftakt für
einige weitere planetarische Nebel, die an diesem Abend noch folgen sollten. Dieser zeigte sich als
schöner Rauchring bei 167x, am besten mit UHC-Filter. Danach noch M27, der Hantelnebel, über den ich
zufällig gestolpert bin, als ich mit dem 24 mm Widefield in der Sommermilchstrasse umherstreifte. Am
besten kam M27 mit OIII-Filter heraus, die "Ohren" deutlich abgesetzt von der "Sanduhr" des
Zentralbereichs, sogar einige Hell/Dunkel-Strukturen waren im Nebel auszumachen. Als ich mir gerade
überlegte, endlich einmal eine Zeichnung von M27 anzufertigen, traf Benny ein und störte meine
Dunkeladaption ein wenig durch seine Autoscheinwerfer.
Nachdem Benny dann auch aufgebaut hatte (8" f/6 Newton und 4" Mak), versuchten wir uns zunächst an
"Mirachs Geist", eine kleine, rundliche Galaxie in unmittelbarer Nähe von b
Andromedae. Diese war dann auch relativ einfach auszumachen, am besten bei 167x und mit Mirach
außerhalb des Gesichtsfeldes. Da wir nun schon in der Andromeda waren, schlug Benny vor sich den
"Blue Snowball" anzuschauen, einen kleinen, kompakten planetarischen Nebel unterhalb des
Sternbildes Eidechse. Benny hatte ihn schnell lokalisiert und ich konnte ihn dann auch recht einfach
ausmachen. Tatsächlich zeigt der Nebel einen leicht bläulichen Schimmer, bei 167x schon als
deutliche Scheibe wahrnehmbar, die bei direkten Sehen verschwindet (ohne Filter), mit OIII-Filter
jedoch immer deutlich wahrnehmbar ist.
Benny wollte sich dann an Uranus versuchen, den Planet hatte er noch niemals beobachtet und meine
letzte Beobachtunge lag auch schon etliche Jahre zurück, so dass ich freudig einwilligte. Leider
liessen sich die Sterne auf Benny´s ausgedruckter Karte im Karkoschka nicht nachweisen, der
Ausschnitt war zu klein. Da ich leider versäumt hatte mein "Himmelsjahr" mitzunehmen, blieb Uranus an
diesem Abend für uns leider im Verborgenen. Da wir aber nun schon gerade im Wassermann waren, schlug
ich vor, den Helix-Nebel zu versuchen. Die Position war schnell lokalisiert und siehe da, im 24 mm
Widefield bei 30x war ein zarter Rauchring deutlich auszumachen. Die Größe des Nebels - immerhin der
größte planetarische Nebel am Himmel - ist wirklich imposant, der Durchmesser hat annähhernd
Vollmondgröße. Ein UHC-Filter verbesserte den visuellen Eindruck noch, bei abgedunkeltem Hintergrund.
Mit einem OIII fand ich die Ringstruktur nur noch schwierig erkennbar. Beim Stichwort planetarische
Nebel und Wassermann, viel mir dann noch der Saturn-Nebel ein. Dieser war aufgrund der Sternarmen
Gegend und der geringen Helligkeit etwas schwieriger aufzufinden, zeigte dann aber bei 167x eine
leicht asymmetrische Form, eben wie ein bei schwacher Vergrößerung wirkender Saturn, mit leicht
grünlicher Färbung. Ein kleiner Schwenk zum Cirrus-Nebel im Schwan zeigte, dass die Bedingungen doch
gar nicht schlecht waren, "Sturmvogel" und Ostteil mit UHC-Filter ganz leicht sichtbar, jeweils mit
Struktur.
Nach den vielen planetarischen Nebeln, wollte ich dann doch noch ein paar Galaxien beobachten. Mein
Blick richtete sich zunächst auf das Duo M81 und M82 im großen Bären. Als beste Vergrößerung erwies
sich 119x bei AP 1,7mm. M81 zeigte ein helles Kerngebiet mit einem schwächeren Halo außen herum,
einzelne Spiralarme waren nicht auszumachen. Da zeigte M82 schon mehr Details, eine längliche
"Zigarre" mit deutlichen Dunkelstrukturen in der zentralen Scheibe. Danach versuchte ich mich
nochmals an NGC 891, da die Andromeda mittlerweile recht hoch über dem Südhorizont stand.
Tatsächlich war die dünne Spindel nun auszumachen, schwach im 24 mm Widefield, deutlicher im 15 mm
Widefield mit reduzierter AP. Bei 167x lies sich das Objekt aber dann nicht mehr beobachten. NGC 891
braucht wirklich einen sehr dunklen Himmel und möglichst viel Öffnung. Bestärkt durch diesen Erfolg
wollte ich dann auch noch einen Blick auf M33, die große Galaxie im Sternbild "Dreieck", werfen.
Im Übersichtsokular sah man nur einen großen, ovalen Nebelfleck, der aber bei 89x und AP 2,3 mm
deutlich mehr Details offenbarte. Der nördliche, lange Spiralarm, an dessen Ende eine helle
HII-Region sitzt, war zwar nicht leicht aber eindeutig auszumachen. Die HII-Region sowieso, sehr
hell und auffällig, Benny begeistertes Staunen entlockend.
Nach so viel Nebelfleckchen, offenbarte sich am Südosthorizont der aufgehende Mars und wir
unternahmen natürlich sofort einen Versuch, Details auf seiner Oberfläche wahrzunehmen. Dies gelang
nur bedingt, da das Seeing doch recht bescheiden war, ein paar diffuse Dunkelstrukturen sowie eine
Phase und eine kleine Aufhellung am Nordpol (Polkappe?) waren auszumachen. Interessanterweise befand
sich Mars sehr nahe am offenen Sternhaufen M35. Leider gelang es mit unseren Instrumenten nicht,
selbst bei schwächster Vergrößerung nicht, beide gleichzeitig ins Gesichtsfeld zu bringen. Immerhin
konnte etwa die Hälfte von M35 ausgemacht werden, wenn Mars an den äußersten Rand des Gesichtsfeldes
eingestellt wurde. Trotz der Beschneidung von M35 ein hübscher Anblick. Bei dieser Gelegenheit viel
uns der kleine Begleiter NGC2158, ein offener Sternhaufen im Hintergrund, als kleiner Nebelfleck auf.
Bei einer Vergrößerung von 167x offenbarten sich darin einige, schwache Einzelsterne.
Nach dieser kleinen Exkursion wandten wir uns dann wieder den planetarischen Nebeln zu. Ich
versuchte mich am Crescent-Nebel in der Nähe von g Cygni, dessen Position
ich mir vor geraumer Zeit im "Karkoschka" eingezeichnet hatte. Ob ich jedoch dabei einen Fehler
gemacht habe oder die Bedingungen nur einfach nicht gut genug waren, weiß ich nicht, jedenfalls blieb
mir eine Sichtung verwehrt, auch mit UHC-Filter. Da hatte Benny mit dem "Blinking Planetary" schon
etwas mehr Erfolg, nur wollte er im 8-Zöller nicht so richtig blinken, er war deutlich auch mit
direktem Sehen auszumachen.
Da die Zeit mittlerweile schon fortgeschritten war, Benny stellte erschreckt beim Blick auf seine
Uhr fest: schon 2 Uhr, und uns langsam die feuchte Kälte in die Glieder fuhr, beschlossen wir
abzubauen. Alles in Allem eine schöne Beobachtungsnacht mit einem leichten Schwerpunkt auf der
Beobachtung planetarischer Nebel, was so aber nicht geplant war. Die feuchte Luft hatte mittlerweile
mein Auto auch von innen zugetaut, was sich während eines kurzen Schwätzchens mit Benny aber mühelos
durch das Gebläse meines Autos beseitigen lies. Einer entspannten Rückfahrt stand somit nichts mehr
im Wege.
Clear Skies
Thomas
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