bericht100418

Galaxien-Nacht unter Vulkanaschewolken

    Freiburg Schauinsland, 17.-18.04.10
    Geräte: 8"-Dobson (Ego), 22"-Lowrider-Dobson (Reiner)
    Zeit: 22:00-03:00

    Die Wettervorhersage versprach für diese Nacht einen klaren Himmel auf dem Schauinsland oder doch nicht? Der Ausbruch des Vulkans Eyjafjallajökull auf Island sorgte an diesem Wochenende durch sein nach Südosten treibende Viulkanaschewolke für ein totales Chaos an vielen europäischen Flughäfen, bedingt durch viele Flugausfälle. Eigentlich gute Voraussetzungen für klaren Himmel, wie man seit den Anschlägen vom 11.09.2001 weiß, aber inwieweit sich die Vulkanaschewolke, die sich mittlerweile auch über Süddeutschland ausgebreitet hatte, auswirken würde, blieb abzuwarten. Jedenfalls beschlossen Reiner und ich uns auf dem Schauinsland am Kiepenheuer-Institut zu treffen. Oben angelangt stellte ich anhand dort parkender Autos fest, dass offensichtlich noch mindestens zwei weitere Astros aktiv waren. Astrofotografen der Sternfreunde Breisgau e.V., die auf dem Gelände des Kiepenheuer-Instituts fotografieren, wie ich später von Reiner erfuhr. Dazu gesellte sich später noch einer Beobachtergruppe von Anfängern, wie sich später herausstellen sollte, auf dem Gelände, die dort wohl einem Beobachtungsabend beiwohnten. Ich wollte eigentlich meinem 8"-Selbstbaudobson endlich einmal das noch ausstehende "First-Light" verpassen, doch dazu kam es nicht wirklich, doch dazu später mehr. Reiner hatte wieder seinen 22-Zöller Lowrider dabei. Der Wind bliess sehr kräftig aus Südost, wir waren genau an einer Luftmassengrenze eines Hochs im Norden und eines Tiefs über Italien, zuviel für meinen kleinen Leichtbaudobson, der dann auch die meiste Zeit ungenutzt im Wind stand. Das Seeing war die meiste Zeit daher auch nicht besonders gut. Nach Süden hin war der Himmel sehr trübe, das Sternbild Rabe kaum zu sehen, Auswirkungen der Aschewolke!? Wir konnten es nicht genau sagen aber der Himmel kam mir ingesamt sehr trübe vor, vor allem in der ersten Hälfte der Beobachtungssession. Im Zenit war die Durchsicht aber gar nicht mal schlecht, später gelang es M13 mit bloßem Auge zu erkennen. Nachdem die Beobachtergruppe mit ihren Weißlichtstrahleren und der freudigen Erwartung nun durch ein viel größeres Teleskop (einen alten 6"-Refraktor, wie ich später von Reiner erfahren habe ;-), als den 22-Zöller von Reiner, blicken zu können, auf dem Gelände des Kiepenheuer-Instituts verschwunden war, konnte es endlich losgehen! Beobachtet wurden an diesem Abend fast ausschliesslich Galaxien, was sich am Frühlingshimmel mit Blick heraus aus der galaktischen Ebene einfach anbietet.

    Den Anfang machte M104, die Sombrero-Galaxie in der Jungfrau, in Reiners 22"er schön mit Staubband aber nur einer sehr schwach wahrnehmbaren südlichen Hälfte. Das Objekt stand einfach zu weit südlich im Dunst, der ungewönlich dunkel erschien, doch Vulkanasche?

    Danach stellte Reiner M100 östlich des Tīs im Virgocluster ein, schön groß mit zwei Spiralarmen, fast genau von oben gesehen, im 13er Nagler bei etwa 190x gesichtsfeldfüllend. Westlich davon steht M98 ebenfalls eine Spiralgalaxie, allerdings eher spindelförmig mit ein wenig Struktur darin. Nach Norden hin scheint eine separierte Nebelwolke, abgegrenzt durch ein Dunkelband hervor, eine HII-Region?

    Danach wollte Reiner unbedingt einmal M51 im großen Wagen einstellen, nur um einmal durch Vergleich mit früheren Beobachtungen die Himmelsbedingungen abschätzen zu können. Schöne Spiralarme mit vielen Details werden erkennbar, ich meine auch die Brücke zur Begleitgalaxie eindeutig sehen zu können. Die Galaxie steht fast im Zenit, dort scheinen die Bedingungen also sehr gut zu sein!

    Ein Schwenk hinüber und schon ist M101 im Gesichtsfeld, deutlich mit vielen Knoten in den Spiralarmen. Der UHC-Filter offenbeart sofort die Natur der Knoten, große HII-Gebiete in den Spiralarmen der Galaxie, besonders betont durch den Filter. Interessanterweise lassen sich die Spiralarme auch noch mit dem OIII-Filter ausmachen, nicht jedoch die HII-Regionen.

    Nun schon mal im großen Wagen wollte ich unbedingt auch einmal M81 in einem großen Scope sehen, die Galaxie war dann auch schnell eingestellt. Zwei dünne Spiralarme waren sichtbar, wenn auch nur schwer. Der hellere auf der Nordseite, als schmales Band auslaufend, der schwächere auf der Südseite, auf eine Sternengruppe zulaufend, schwer zu erkennen!

    Der obligatorische Schwenk hinüber zur Nachbargalaxie M82 blieb natürlich nicht aus. Schön gemottelte Struktur mit dunklen Einbuchtungen im Zentralbereich, insgesamt mehr Details wahrnehmbar, als bei M81, die eher strukturlos blieb.

    Immer noch im großen Wagen befindlich, kehrten wir zum unteren, vorderen Kastenstern zurück, um dort M108, eine Spiralgalaxie in nahezu Kantenlage, zu beobachten. Auch M108 zeigt einige Strukuren aber keine Spiralarme.

    Da nicht weit von M108 entfernt, wurde ein kleiner Schwenk auf den planetarischen Nebel M97 vorgenommen. Groß im 13er Nagler, die "Augen der Eule" wahrnehmbar aber nur schwach. Wir sind uns einig, dass die Wahrnehmbarkeit der "Augen" am besten ohne Filter gelingt, ein Eindruck den auch mit kleineren Teleskopen immer wieder habe.

    Doch zurück zu den Hauptdarstellern der Nacht, den Galaxien, in diesen Fall M106, im Sternbild Jagdhunde, unweit des unteren, linken Kastensterns des großen Wagens. Bei dieser Galaxie hatte ich spontan den Eindruck eine Art schwaches, gestrecktes "Zorro-Z" zu sehen, die Andeutung von Spiralarmen!? Ja, wie ich später zuhause herausfand, beim Betrachten einer Fotografie dieser Galaxie. Nach NO hin war die Kante der Galaxie schärfer gegen den dunklen Hintergrund abgegrenzt und ein hellerer Knoten deutet sich an, mit UHC Filter deutlicher hervortretend. Eine HII-Region, wie Reiner später recherchiert hat.

    Nicht weit entfernt steht Hickson 57 (Copelands Septett), eine enge Gruppe von 7 Galaxien, von denen 6 ohne Probleme ausgemacht werden konnten, jeweils zwei Gruppen mit je 3 Galaxien. Die h-Komponente konnten wir nicht ausmachen, obwohl ich manchmal den Eindruck hatte an der entsprechenden Position etwas ausmachen zu können. Ein Irrtum, wie sich herausstellte steht direkt daneben ein schwacher Stern, der ab und zu aufblitzte.

    Die Gruppe vom Sternwartengelände hatte mitlerweile zum Aufbruch geblasen und rannte wie ein aufgescheuchter Hühnerhaufen vor uns auf dem Parkplatz rum. Insbesondere die weiblichen Teilnehmer erfüllten in dieser hinsicht alle Klischees bezüglich schnatternder Kommunikation, die Reiner vorzüglich nachzuahmen wusste ;-) Nach ein paar Fotos mit Blitzlicht :-( wurde es Reiner dann doch zu bunt und ein energische Aufforderung nun entweder das Licht abzuschalten oder zu gehen, führte dann endlich zur Abwanderung der Truppe.

    Irgendwie sind wir dann nach soviel Licht im Herkules bei M13 gelandet, einer Standardkerze, die auch zu Verlust der Dunkeladaption bedeuten kann, immer wieder schön anzusehen, besonders in größeren Teleskopen. Das Zentrum voll aufgelöst mit auffallend vielen rötlichen Sternen, lange Sternketten,sich nach aussen ziehend, wunderschön.

    Dann rüber zu M53 ebenfalls einem Kugelsternhaufen in dessen Nähe aber noch ein sehr schwacher Kugelhaufen NGC5053 mit wenig Sternen steht, kaum zu glauben, dass es sich hierbei um einen Kugelsternhaufen handelt.

    Ein Vortrag auf dem Deep-Sky Meeting in Indenhausen über "Large-Scale-Structures" hat Reiner dann wohl animiert einmal Galaxienhaufen zu beobachten, die etwas weiter entfernt sind als der Virgo-Cluster. So wurde zunächst Abell 2197, ein Galaxienhaufen im Herkules eingestellt, ein wenig kompakter Haufen mit weit verteilten Galaxien. Beim Rumschubsen des Dobson treten immer wieder Galaxien ins Blickfeld.

    Nicht weit entfernt Abell 2199 ein weiterer Galaxienhaufen mit einer zentralen, elliptischen Galaxie NGC 6166, einer supermassiven Galaxie, die andere gravitativ an sich bindet, ähnlich, wie M87 im Zentrum des Virgo-Clusters. Auch hier finden sich zahlreiche Galaxien in der Umgebung des Gravitationszentrums.

    Dann wurde noch AGC 2151 eingestellt, ein Galaxienhaufen mit unzähligen Galaxien, an deren Details ich mich nach so vielen Galaxien in einer Nacht aber nicht mehr erinnern kann. Das lag wahrscheinlich auch an meiner unglaublich starken Müdigkeit, die mich bereits überfiel.

    Reiner stellte noch einen den offenen Sternhaufen NGC6751 in der Leier ein, sehr schwach aber mit vielen Einzelsternen. De konnte ich aber bereits nicht mehr geniessen, stehend KO!

    Da auch Reiner durch seine Umbauarbeiten am Vortag recht müde war, bauten wir um 3:00 ab. Meinen kleinen Dobby habe ich kaum benutzt, obwohl nach Mitternacht fast völlige Windstille eingekehrt war. Dessen First-Light muss also wieder einmal verschoben werden. Auf dem Rückweg gabs dann noch drei Rehe, eine Maus und einen Fuchs vorm Auto, auf der beschwerlichen Serpentinenabfahrt, runter vom Schauinsland.

    Clear Skies
    Thomas

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