bericht110903

Supernova auf der Eduardshöhe

    Freiburg, 04.09.11

    Datum: 03.09.11 Ort: Eduardshöhe im Breisgau (ca. 890 m ü. NN)

    Drei Monate ist es nun schon wieder her, dass ich das letzte mal in Freiburg war, eine gefühlte Ewigkeit. Nach dem kalten, verregneten Sommer mit wenig Beobachtungsnächten, sollte an diesem Wochende der Sommer aber doch nochmal zurückkommen und wenigstens am Freitag eine Beobachtungsnacht zulassen. So packte ich dann mein 4" Doppelrefraktor von APM ein. Da Reiner sich auf meine Beobachungsanfrage nicht gemeldet hat, entschied ich mich mal wieder auf die Eduardshöhe zu fahren, wo ich genau vor einem Jahr das letzte mal beobachtet hatte ( Zwei Nächte im Hochschwarzwald ) und wer weiß, wann das nächste mal!? Veränderungen stehen an. Ich schaue noch die erste Halbzeit des EM-Quali-Spiels Deutschland-Österreich und breche dann auf.
    Die Fahrt ging diesmal über die Luisenhöhe, das ist etwas schneller, als durchs Katzental. Oben angekommen, deutete sich schon an, dass es eine gute Beobachtungsnacht werden würde, die Milchstrasse zog sich deutlich sichtbar schon fast duch den Zenit. Das Lichtermeer von Freiburg im Norden nur wenig störend, liess erahnen, dass nur wenig Luftfeuchtigkeit in der Atmosphäre hing. Als ich gegen 22 Uhr oben ankam, saß noch eine Gruppe Menschen vor einem Hof oben auf dem Grat der Eduardshöhe, vermutlich beim Fußball schauen, die Lampe vorm Haus ein wenig störend. So baute ich dann in aller Ruhe mein Bino auf, schon gespannt darauf, ob ich die kürzlich in der Galaxie M101 aufgeleuchtete Supernova sehen können würde. So hielt ich dann auch als erstes auf die große Feuerrad-Galaxie im großen Wagen, der leider im Herbst recht tief steht und dazu noch in NW-Richtung, bereits im Bereich der Lichter von Freiburg. Bei 25x und AP 4mm war die Galaxie aber dennoch schnell gefunden, freilich nur ein strukturloser Nebelfleck aber da war sie dann, sofort direkt und problemlos sichtbar, die Supernova 2011fe! Faszinierend zu wissen, dass dieses kleine Lichtpünktchen ein Stern ist, 21 Millionen Lichtjahre entfernt, der zurzeit heller leuchtet, als all die milliarden anderen Sterne in der Feuerrad-Galaxie zusammen genommen und vor einer Zeit explodiert ist, als hier auf der Erde noch Dinosaurier rumgelaufen sind.
    Nach diesem Erfolgserlebnis grase ich erstmal die Sommermilchstrasse ab, tief im Süden der Schütze: die Wasserstoffnebel M17 (Omega- oder Schwanennebel), der Adlernebel M16, eingebettet in einen offenen Sternhaufen, der Trifidnebel, ohne Filter nur schwach sichtbar und noch weiter südlich der Lagunennebel M8 . Am besten sind die Nebel mit UHC Filter, da auch noch genügend Sterne sichtbar bleiben, schön anzuschauen. Im Adler habe ich mir dann den "Wildentenhaufen" M11 vorgenommen, schön in Einzelsterne aufgelöst, am besten bei 76x. Unterhalb von M11 fällt ein weiterer Haufen ins Auge, NGC6712. Ich schaue im Deep-Sky Reieatlas nach und finde, dass direkt daneben ein planetarischer Nebel IC1295 liegen soll. Bei 76 x und AP 2mm sehr ich manchmal etwas nebeliges aber nicht eindeutig auszumachen. Weiter oben im Adler versuche ich mich an den Barnardīschen Dunkelwolken B142-3 (dreiteilige Dunkelhöhle), die zusammen wie ein großes "E" ausschauen, sehr schön anzusehen, schwarze Löcher im Gefunkel der Milchstrasse.
    Danach Schwenk in den Zenit zum Supernova-Überrest des Cirrus-Komplexes, bereits ohne Filter alle drei Teile zu erkennen, am schönsten auch hier mit UHC Filter da noch viele Sterne im Gesichtsfeld stehen. Insbesondere die "Knochenhand" mit vielen Details, die Durchsicht ist heute enorm gut. Ein kurzer Schwenk führt mich zum Hantelnebel, bei 76x ohne Filter sehr schön, mit "Ohren". Ich suche dann auch noch den Haufen M71 im Pfeil auf, kaum Einzelsterne sichtbar, leicht gemottelt.
    Danach runter zum Steinbock der nun im Süden kulminierte und M30, den Kugelsternhaufen aufgesucht, natürlich mit 4" nicht in Einzelsterne auflösbar aber dennoch schön anzuschauen. Vom Steinbock führt ein waagerechter Schwenk in den Wassermann zum Helix-Nebel, leicht schon ohne Filter zu sehen. Am besten mit UHC-Filter, die Ringstruktur wird sichtbar und auch eine leichte Elliptizität. Danach habe ich einige Galaxien in der bereits hoch stehenden Andromeda beobachtet. Zunächst M31, den berühmten "Andromedanebel", der bereits mit bloßem Auge sehr groß wahrmehmbar war! Zwei Begleitgalaxien ohne Probleme zu erkennen, die Staubbänder aber nicht so gut, hier fehlt immer noch etwas Dunkelheit. M33 südlich der Andromeda zeigt sich mit etwas Struktur, schwierig hingegen NGC 809, die Spindelgalaxie, gerade eben indirekt zu sehen.
    Mittlerweile ist Jupiter im Osten etwas höher über den bewaldeten Horizont aufgestiegen. Bei 104x mit 2 Fringekiller-Filtern, konnte der große rote Fleck fast im Zentralmeridian ausgemacht werden, allerdings schwierig zu sehen, da er nach dem SEB-Revival im vergangenen Winter (natürlich während der Konjunktion) nun wieder im SEB eingebettet ist. Es ist nun schon nach 1 Uhr und ich kann vor Müdigkeit, kaum noch die Augen offen halten, wage aber nochmal einen letzten Blich auf die Supernova im "Feuerrad", 10mag hell, unglaublich für eine Supernova außerhalb unserer eigenen Galaxie! Würde so eine Supernova in unserer Milchstrasse stattfinden, wäre sie so hell, dass sie ohne Probleme am Tage bei Sonnenschein sichtbar wäre und am Nachthimmel dem Vollmond in Helligkeit nicht nachstünde! Zufrieden aber müde baue ich ab und trete den Heimweg an.


    Clear Skies
    Thomas

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