lapalma12

La Palma 2012

    Angeregt durch Dietmar, sollte die diesjährige Neumondphase im Oktober auf La Palma verbracht werden. Mit von der Partie auch noch Horia, der auch schon das Vergnügen hatte auf La Palma zu beobachten und daher die Vorzüge der Insel, hinsichtlich dunkler Nächte und meist guter Wetterbedingungen, zu schätzen wusste. Leider ist es uns aufgrund der Kurzfristigkeit der Entscheidung nicht mehr gelungen den Hinflug von Frankfurt aus zu absolvieren. So stand dann eine beschwerliche Reise zum Abflugort nach Düsseldorf mit dem Zug an, zu allem Überfluss auch noch mitten in der Nacht! So trafen wir uns dann mit Sack und Pack am 10.10. um Mitternacht am Mainzer Hauptbahnhof. Mit dabei Dietmars 18-Zöller, inklusive Plattform, verpackt in in zwei großen Koffern sowie einer Styrodurkiste. Gesamtgepäck: 3x20kg + 2x30kg Tauchkoffer + Handgepäck von auch noch mehreren kg Gewicht. Eine Odysse mit wenig Schlaf, die ich so schnell nicht nochmal haben muss. Aber nach ein wenig Kampf mit einem übereifrigen Gepäckkontrolletti waren wir dann glücklich auf dem Flieger, der auch pünktlich um 6 Uhr abflog. Nach 4 Stunden Flugzeit hatte uns die Insel wieder und Müdigkeit verflog durch das schöne Wetter vor Ort auch sogleich.

    Gegen Mittag trafen wir dann an unserer ersten Unterkunft ein, der Casa Primavista, in Puntagorda im NW der Insel. Wegen der Kurzfristigkeit unseres Unterfangens, konnten wir die Casa Primavista nicht die komplette Woche kriegen, so dass nach 2 Tagen ein Umzug anstand. Die Lage der Casa Primavista ist als ideal unter astronomischen Gesichtspunkten zu erachten, große Terasse mit Südlage, freiem Südblick und auch sonst recht freiem Himmel auf über 700 m über dem Meeresspiegel. Und die Wetterlage war ausgezeichnet, so dass die ersten zwei Nächte direkt vor der Casa beobachtet werden konnte, eine Variante die von uns bevorzugt wurde, da sie einige Annehmlichleiten mit sich bringt: man kann mal eine Kaffepause einlegen, sich in einem bequemen Stuhl ausruhen und braucht nach der Beobachtungsnacht keine beschwerliche Autofahrt den Berg herunter zu absolvieren. Der Himmel ist auf dieser Höhe auch nur unwesentlich schlechter, als auf dem Roque, wir hatten die ersten Nächte immer SQM-Werte >21,5.
    Nach einem Mittagessen im Restaurant "La Muralla", mit schöner Aussicht auf das Meer und einem kurzen Nickerchen im Liegestuhl auf der Terrasse, ging es dann unter der bereits tiefstehenden Nachmittgssonne an das Aufbauen des 18-Zöllers. Dietmar und Horia bewältigten diese Aufgabe recht schnell, während ich mich um den Aufbau meiner Astrotrack-Fotomontierung kümmerte. Der erste Abend sollte dann ohne großes Programm als reines Genussspechteln in der hier noch gut sichtbaren Sommermilchstrasse ablaufen, kombiniert mit etwas Fotografie. Aufgrund unserer Müdigkeit durch die schlaflose Nacht zuvor, haben wir nur bis Mitternacht durchgehalten und sind dann wie schlappe Sandsäcke ins Bett gefallen.

    Die Objekte der ersten Nacht, 10. auf 11. Oktober 2012:

    M8 Lagunennebel, M20 Trifidnebel, M22 Kugelsternhaufen, M28 Kugelsternhaufen, M17 Omeganebel, M16 Adlernebel, M24 Sternwolke, schön im 10,5x70 Fernglasebenso M6 und M7 das Pärchen offener Sternhaufen im Scorpion, B86 der Tintenklecks, M11 Wildentenhaufen, B142-3 im Adler, toll im 10,5x70, NGC6726/7/9 Reflexionsnebel + NGC6723 Kugelsternhaufen + Br14 Doppelstern gemeinsam im Feld des 18ers, ungewöhnlich hohe Objektdichte auf engstem Raum, M27 Hantelnebel, M57 Ringnebel ohne Zentralstern (die Teilnehmer sind wohl schon zu alt um die extrem blaue Strahlung zu sehen, allerdings war das Seeing auch nicht berauschend), M71 Kugelsternhaufen, NGC7000 Nordamerikanebel, offene Sternhaufen in der Cassiopeia mit 10,5x70 NGC654, NGC663, M103, NGC457 Eulenhaufen, NGC7789 nicht aufgelöst aber groß, NGC 281 Pacmannebel, leicht im 10,5x70, NGC7293 Helixnebel und wahrscheinlich noch einiges mehr, an das ich mich nicht erinnere, mit der Buchführung haben wir es in der ersten Nacht nicht so genau genommen. Jedenfalls sind in dieser Nacht auch meine Milchstrassenaufnahmen, auch der Schildwolke entstanden.

    Der nächste Morgen kam viel zu früh, meine Reisebegleiter waren vor 9 Uhr schon wieder auf den Beinen, das nennt man wohl "Senile Bettflucht" ;-), da war für mich auch nicht mehr an Schlaf zu denken. Nach dem Frühstück wurde dann erst mal ein kleiner Fernglas Shoot-Out am Taghimmel durchgeführt, das TS Marine sorgte dabei für allseitige Bewunderung, auch ob des guten Preisleistungsverhältnisses. Ansonsten verbrachte man den Tag mit Einkaufen, Essen, Schlafen und Fertigung einer Sucheradapterplatte für Dietmars 18er beim lokalen Schreiner. Die Originalplattee hatte Dietmar leider zuhause vergessen. Danach begann die Vorbereitung auf die zweite Nacht, die diesmal etwas strukturierter ablaufen sollte. Horia hatte im Vorfeld schon ganze Listen mit Objekten zusammengestellt.

    Die Objekte der zweiten Nacht, 11. auf 12. Oktober 2012:

    die Nacht stand zunächst im Zeichen einiger Hickson-Galaxien Gruppen, den Anfang machte HG88: eine Gruppe aus 4 Galaxien, von denen 3 problemlos im 18er zu sehen waren, eine elliptische im Süden und nördlich davon zwei rundliche Blobs, die vierte (eine Spindel) nicht sichtbar; als nächstes HG90, ebenfalls eine Gruppe mit vier Galaxien, einer großen elliptischen und drei rundlichen, wobei 2 sehr eng beieinander stehen; danach HG91, wiederum 4 Galaxien, eine große mit engem kleinen Begleiter, einer rundlichen etwas entfernt davon und einer Spindel noch etwas weiter entfernt, alle gut zu sehen; als nächstes die wohl berühmteste Hickson Gruppe HG92, das "Stephanīs Quintett", wie der Name schon sagt 5 eng beieinander stehende Galaxien, alle zu sehen, auch das enge Paar A/B; HG93 mit ebenfalls 5 Mitgliedern (kann ich mich irgendwie nicht mehr dran erinnern?!); danach die Galaxiengruppe um NGC7619 und NGC7626, den Pegasus 1 Galaxienhaufen, hier sehr viele Galaxien zu sehen, im Gesichtsfeld des 31er Naglers mit etwas Schwenken, ich sehe mühelos mindesten 7 Galaxien! Danach wurde Jones 1 gesucht, den hatten Dietmar und Horia noch nie gesehen, nachdem Dietmar ihn nicht gleich gefunden hatte, habe ich ihn mit etwas "Rühren" sofort gehabt, als geschlossener Ring sichtbar, mit zwei Hörnchen-Verdickungen auf gegenüberliegendne Seiten; runter zur Sculptor-Galaxie NGC253, im 18er riesig, mit reichlich Struktur im Zentrum; Um ca. 2 Uhr endete die Beobachtungsnacht, in der u.a. auch die Aufnahme des Lagunen- und des Cirrus-Nebels entstanden sind, wegen einsetzender Müdigkeit.
    Am Morgen danach, ein ruhig im Sonnenlicht dastehender 18-Zöller, doch die Sonne sollte an diesem Tag schnell verschwinden. Der Umzug in die Casa Adorno stand an und konnte mit zwei Fahrten, von denen eine für den Transport des 18ers im zusammengebauten Zustand diente, schnell bewältigt werden. Die ersten Wolkenzirren am Himmel deuteten bereits den anstehenden Wetterwechsel an, die folgende Nacht sollte nicht beobachtet werden können.
    Am neuen Quartier angekommen, galt es zunächst noch etwas zu warten, bis Birgit mit ihrer Tochter die Finca wieder schön hergerichtet hatten. Die Zeit wurde für ein lockeres Schwätzchen in der noch scheinenden Sonne genutzt und dabei wurden auch gleich neue Freunde gefunden, wie einen der beiden Hunde von Birgit, die uns neben der Langhaarkatze "Wuschi" jeden Tag einen Besuch abstatteten. Auch wurde bei der Gelegenheit das bei Birgit verstaute "Permanentequipment" von Dietmar abgeholt, zwei Astrostühle aus Aluminium und ein 13-Zoll Spiegelteleskop, das einstmals Christian Busch gehörte. Somit konnte ab jetzt mit zwei Teleskopen beobachtet werden.
    Ein letzter Blick auf das von der Sonne bestrahlte Meer von etwa 900 m über NN, bevor am Nachmittag der Himmel zuzog und bevor, was für ein ein Dejavue, der laue Regen nach ca. 1,5 Jahren Trockenheit einsetzte. Komisch, als ich vor 5 Jahren das erste mal auf der Insel war, hat es im Juni geregnet, obwohl dies laut Aussage unserer damaligen Wirte noch nie im Juni auf der Insel geregnet hatte! So wurde die Zeit zum Einkaufen genutzt und der Abend zu einem Dinner in einem der lokalen Restaurants in mitten des alten Ortskerns von Puntagorda. Die folgende Nacht war bewölkt und so konnte man endlich einmal früh zu Bett und schlafen, schlafen, schlafen.
    Am nächsten morgen sollte es hoch auf den Roque gehen, Horia hatte uns dort für 11 Uhr zu einem Besuch der Sternwarte auf dem Gipfel angemeldet. Nach etwa einstündiger Serpentinenfahrt, warteten wir am Hubschrauberlandeplatz gespannt darauf, welches Teleskop uns heute gezeigt würde. Nach Eintreffen unseres Guides, der englischen Astronomin Sheila Crosby , erfuhren wir gespannt, dass es das Gran Tecan, das zurzeit größte optische Teleskop der Welt mit einem 10 m großen Spiegel sein würde. Dessen silberner Kuppeldom ist auf der nebenstehenden Abbildung zu sehen.
    Die Führung beinhaltete einige tolle Einblicke in das Innere des großen Doms, den Kontrollraum des Teleskops, den Besuchergang mit vielen Anschauungsfotos sowie natürlich den großen, segmentierten 10m-Spiegel des Teleskops. Jedes einzelne der 36 Segmente hat für sich schon einen Durchmesser von 1,9 m, was für ein Amateurteleskop ein beachtlicher Durchmesser wäre. Durch einen um 180° drehbaren Umlenkspiegel in dem schwarzen Tubus, unmittebar vor dem Hauptspiegel, kann das Licht auf zwei verschiedene Instrumente gelenkt werden. Die Beobachtungskosten pro Nacht wurden mit ca. 50.000 EUR beziffert.
    Das schöne Wetter über den Wolken auf 2500 m Höhe lud geradezu zu einem Spaziergang zur oberen Aussichtsplattform an der großen Caldera ein. Dietmar nutzte die Zeit auf dem Weg dorthin für ein kleines Nickerchen, eine weise Entscheidung, wie der Abend später noch zeigen sollte.
    Nach der Gipfeltour sind wir mit dem Auto die Passstrasse noch ein wenig nach SO weitergefahren, um einen potenziellen Beobachtungsplatz zu besichtigen, an dem Dietmar schon einmal während seiner letzten La Palma Reisen beobachtet hatte. Man weiß ja nie, wo man des nachts noch hin muß, um den Wolken zu entfliehen. Auf dem Rückweg erhaschten wir dann noch einen Blick auf diese verkehrte Welt (s. nebenstehendes Bild). "Itīs a kind of Magic", eines der beiden Magic-Teleskope, welche durch Gamma-Strahlung in der Hochatmosphäre induzierte Cherenkov-Strahlung detektieren und in dessen Spiegel sich die Umgebung verkehrt herum zeigt, weil wir uns in einem Abstand größer als die Brennweite des Spiegels vom Teleskop befinden.


    Die Objekte der dritten Beobachtungsnacht, 13. auf 14. Oktober 2012:

    Am Abend des 13. war die Stimmung etwas gedrückt, weil an unserem Quartier eine dichte Wolkendecke vorlag und auch oben auf dem Berg eine Luftfeuchtigkeit von 90% angezeigt wurde. So vertrieben wir uns auf Vorschlag von Dietmar die Zeit mit dem Aufbau des 13-Zoll-Reflektors. Als dieser gegen 23:30 dan endlich justiert vor uns stand, war es draussen aufgeklart. Ein Wunder, also nichts wie ran an die Instrumente, diese Nacht sollte die längste Beobachtungsnacht werden, es wurde bis 5 Uhr morgens beobachtet: zunächst mal ein paar Standardobjekte im 18er und 13er verglichen, M27 schön in beiden, am besten jeweils ohne Filter, den Cirrus-Nebel, auch schon im 13er toll, am besten jeweils mit OIII-Filter, im 18er Begeisterung auslösend; danach der Crescent-Nebel, leicht schon ohne Filter im 18er, am besten mit OIII, als geschlossener Bogen; NGC7027 der "Magic Carpet", klein, rechteckige Form und hell (18er), dann Nordamerika und Pelikannebel, Wahnsinn im 18er, noch nie habe ich den Pelikannebel so klar und deutlich strukturiert gesehen, auch der "Golf von Mexiko" im 18er mit vielen Strukturen; danach "Barnards Zigarre" B168 eingestellt, über den offenen Sternhaufen M39 leicht zu finden, schön im 10,5x70 Fernglas, an dessen Ende im 13er und 18er den Cocoon-Nebel IC5146 gesehen, schwach aber deutlich im 18er, schwierig aber sichtbar im 13er; weiter zum planetarischen Nebel PK80-6.1, dem "Egg-Nebel", Dietmar muss sehr viel Zeit aufbringen, um den kleinen Burschen zu finden aber bei >200x ist er im 18er deutlich als bipolare Struktur, dessen Westseite etwas heller erscheint, zu erkennen; dann stellte Dietmar "Besselīs Paralaxenstern" ein, ein schöner orange-roter Doppelstern, dann wurde wieder in südlichen, von Mitteleuropa aus nicht sichtbaren Bereichen gespechtelt, die Sculptorgalaxie groß und reich strukturiert, schön im Fernglas mit dem Kugelsternhaufen NGC288 daneben, die Fornax Zwerggalaxie konnte nicht gesichtet werden, bei der Sculptor Zwerggalaxie dachte ich zunächst, dass ich sie gefundenhätte, es war jedoch, wie sich später herausstellte NGC300 eine Face-On Spiralgalaxie, die im 10,5x70 Fernglas als großer, heller Blop erschien; danach der planetarische Nebel Jones-1, im 13er schwierig zu sehen, im 18er, wie in der zweiten Beobachtungsnacht; da ich gerade dabei war den "Herz- und Foetus-Nebel" zu fotografieren, schlug ich vor die beiden im 18er zu versuchen, mit H-Beta waren schwache Strukturen sichtbar, die wegen ihrer Größe abgefahren werden mussten, im 10,5x70 ohne Filter nicht sichtbar; der "Bubble"-Nebel in der Cassiopeia konnte nicht geknackt werden; weiter zu dem schönen Pärchen NGC6939 einem offenen Sternhaufen und NGC6946 einer Face-On Galaxie mit 31er Nagler im 18er gemeinsam im Feld, die Galaxie mit 3 Spiralarmen; mittlerweile war im Osten der Orion schon hoch genug über den Horizont gestiegen, der Orionnebel prächtig, das Trapez mit E- und F-Komponente sichtbar, rüber zum Flammennebel, schön strukturiert, ohne Filter am besten, im 10,5x70 nicht sichtbar(!), Alnitak stört zu sehr mit seinem grellen Licht, dann die Krönung, der "Pferdekopf"-Nebel, mit H-Beta-Filter im 18er leicht zu sehen, mit Pferdekopfstruktur; langsam erhebt sich nun auch der Zwilling über den Osthorizont, ein schöner Abschluss der Nacht, ich schaue zunächst den großen offenen Sternhaufen M35 im 10,5x70 Fernglas an, auch der Affenkopfnebel NGC2174 um den offenen Haufen NGC2175 ohne Filter sichtbar, groß, dann wollte ich mehr und wir versuchten den "Quallennebel" IC443, ein Supernova-Überrest, ähnlich dem Cirrus-Nebel, im 18er mit OIII als bogenförmiger Nebel sichtbar; mittlerweile war es kurz vor 5 Uhr morgens und wir beschlossen noch ein kleines Bier zu trinken und dann ins Bett zu gehen, müde aber zufrieden; in dieser Nacht sind meine Aufnahmen des Nordamerikanebels, des California-Nebels, des Herz- und Foetus-Nebels sowie der Auriga-Region und der M35-Region entstanden.

    Am Sonntag Morgen konnte ich immerhin bis halbzehn schlafen und der Tag wurde locker angegangen. Nach gemütlichem Frühstück wurde zunächst der Wochenmarkt in Puntagorda besucht, um noch ein paar kleine Einkäufe zu tätigen und am Nachmittag unternahmen wir eine kleine Tour ans Meer. Auf La Palma eine beschwerliche Angelegenheit, wenn man auf 900 m über dem Meerespiegel wohnt! Nach etlichen Serpentinen mit dem Auto und den letzten 100 m zu Fuß, gelangten wir dann endlich an die Felsküste. Die Brandung dort war zu stark, um im Meer schwimmen gehen zu können, aber Dietmar hat ein kleines Bad im Felsenpool genommen (s. Foto). Nach der Rückkehr zur Finca begannen schon wieder die Vorbereitungen für die nächste Nacht.


    Die Objekte der vierten Beobachtungsnacht, 14. auf 15. Oktober 2012:

    wieder hatten wir mit abendlicher Bewölkung zu kämpfen, so dass es wieder erst gegen Mitternacht richtig losgehen konnte. Horia und Dietmar hatten sich eigentlich für den Abend vorgenommen eine Reihe von Kugelsternhaufen mit Bino zu beobachten, doch das fiel durch die Bewölkung ins Wasser. So fingen Horia und ich nachdem ich meine Astrotrac angeworfen hatte, erst mal an mit dem Fernglas in der südlichen Region herumzusurfen. Ausgangspunkt war wieder die große Sculptorgalaxie NGC253, im 10,5x70 eine schöne, große Spindel mit dem rundlichen Kugelsternhaufen NGC288 gemeinsam im Feld, von dort nach Süden zu NGC300 ein großer, runder Blop und weiter nach Westen zu NGC55 einer schönen Spindelgalaxie. In dessen Nähe machte mich Horia auf den großen, lockeren offenen Sternhaufen Blanco 1 aufmerksam, ein schönes Fernglasobjekt. Wir springen in die Wintermilchstrasse des Fuhrmanns und beobachten die Kette der Fuhrmann-Haufen M36, M37 und M38, immer wieder klasse im Fernglas. Ein kurzer Hopp führt uns zu M1, diesen Supernovaüberrest der berühmten Supernove von 1054 stellen wir dann, wieder zu Dietmar hinzugestossen, im 18er ein. Wir beobachten ihn zunächst ohne Bino, etwas Struktur wird erkennbar, mit Bino sogar noch etwas besser. Dann wechseln wir zu M31, dem Andromedanebel, fantastisch im Bino mit 2 Staubbändern und der Sternregion NGC206. Dieser Erfolg liess uns auch M33 im Bino am 18er versuchen, und deren Anblick haute uns fast aus den Socken. Fantstische Details, Spiralarme ganz locker sichtbar mit sehr vielen HII-Regionen. Die war einstimmig das Highlight der Nacht. Wir versuchten dann noch NGC891, eine Spindelgalaxie mit zentralem Staubband, welches in diesem Fall besser monokular, als mit Bino zu sehen war. Danach wechseln wir in das Sternbild Fische, wo ich gerne einmal M74, eine Face-On Spiralgalaxie, in einem größeren Instrument sehen wollte. Die Galaxie war schnell gefunden, groß mit hellem Kern und einem deutlich schwächeren Halo, Spiralstruktur nicht zu erkennen aber etliche Vordergrundsterne. Nach längerer Beobachtung und Vergleich mit einem Foto lassen sich die Spiralarme ansatzweise herausarbeiten. Weiter zu M77 im Sternbild Walfisch, ebenfalls eine Face-On Spirale, im 18er mit hellem Kern, fast sternförmig, und schwächerem Halo, keine Spiralarme sichtbar. Danach stellen wir noch NGC524 ein, eine rundliche Galaxie mit wenig Details. Zum Abschluss wollte Horia unbedingt NGC1, das erste Objekt des "New General Catalogue" beobachten, um sagen zu können, er habe NGC1 gesehen. So gingen wir auf Jagd nach NGC1 im Pegasus, fanden aber zunächst NGC16, eine schwache aber deutlich sichtbare, runde Galaxie. In deren Nähe fanden wir dann auch NGC1, nachdem Dietmar die Sternkonstellation in deren Umgebung genau geprüft hatte, ebenfalls eine schwache aber deutlich sichtbare, rundliche Galaxie. In wenigen momenten blitzte in deren Nachbarschaft auch ab und zu NGC2 auf, eine rundliche, extrem schwache Galaxie mit nur 14,2mag. Beseelt durch diesen Erfolg, beschlossen wir noch ein Bierchen zu nehmen und dann ins Bett zu gehen, da war es etwa 4 Uhr morgens. In dieser Nacht lief meine Astrotrack in Hochform, so konnte ich recht lange Belichtungszeiten von 5 min. und mehr bei 300 mm Brennweite aufnehmen, die zu meinen besten Bildern, des Helixnebels und der Sculptorgalaxie mit NGC288 in dessen Nachbarschaft, führten.

    Der Tag verging recht schnell und wieder war abzusehen, dass in der folgenden Nacht beobachtet werden könnte. Tatsächlich bot sich am frühen Abend zunächst ein wolkenarmer Himmel, der einen Blick auf eine seltene Konstellation erlaubte, auf Mars (Mars=Ares, helles, oranges Objekt rechts im Bild) und "Gegenmars" (Antares Hauptstern im Skorpion, heller oranger Stern, links im Bild), in prächtiger Eintracht. Leider zog sich der Himmel danach erstmal wieder zu, aber das kannten wir ja schon von den Nächten vorher. Gegen 23 Uhr riss der Himmel dann wieder auf, allerdings sollte es nicht mehr so klar werden, wie die Nächte zuvor, es gab Aerosole in der Luft, die den Himmel deutlich eintrübten und die Beobachtung einiger Objekte, wie z.B. NGC300 verhinderten.


    Die Objekte der fünften Beobachtungsnacht, 15. auf 16. Oktober 2012:

    zunächst wurden einige Objekte, welche am Vorabend den Wolken zum Opfer gefallen sind, mit Bino am 18er nachgeholt, darunter die Kugelsternhaufen M15 in Pegasus, M2 im Ophiuchus, M56 in der Lyra und M71 in Sagitta. Von dort wurde dann auf den Hantelnebel M27 geschwenkt, wahnsinnig viele Strukturen mit Bino. Danach noch den Ringnebel, natürlich ohne Zentralstern, was auch sonst. Der Kugelsternhaufen M30, mit schönen, nach N auslaufenden Sternketten. Danach wurde auf die Galaxie NGC7479, eine Balkenspirale mit deutlich sichtbaren, hakenförmigen Spiralarmen, im Süden heller und länger. Auch im Bino schön anzuschauen. Über diese Galaxie haben wir den Helixnebel verpasst, er war leider schon wieder hinter dem, wie Dietmar sehr schön formulierte, "Süddekolleté", einem Ausschnitt im Terassenbewuchs, im Westen verschwunden. Ärgerlich, wollten wir ihn doch gerne nochmal im Bino mit 18 Zoll beobachten. Also weiter mit Galaxien, zunächst das Pärchen NGC7130 und NGC7135 im südlichen Fisch, gemeinsam im Feld, eine rundliche und eine elliptische Galaxie. Danach eine Dreiergruppe um NGC7582 im Kranich. Ein Highlight dann wieder die Galaxie NGC55, eine Spindel mit deutlichen Strukturen im Zentrum. NGC7793 oval ohne Struktur. Leider hatte die Dichte der Aerosole mittlerweile deutlich zugenommen, so dass NGC300 nur noch als blasser aber großer Fleck im 18er erschien, keine Chance auf Spiralarme. Auch im Fernglas ist diese Galaxie weitaus nicht mehr so spektakulär, wie am Vortag. Auf meiner einzigen, gelungen Aufnahme dieses Abends, den Hyaden, entdecke ich einen weiteren Sternhaufen NGC1647 und suche ihn sofort mit dem 10,5x70 Glas auf, sehr schöner Anblick. Horia sieht ihn auch im 8x42 sehr gut. Da der Himmel nicht mehr prickelnd, das Seeing aber ganz passabel war, stellten wir Jupiter mit Bino am 18er ein. Ein toller Anblick mit vielen Details im NEB und dem großen, roten Fleck gerade in Richtung ZM laufend. Diesen Anblick genossen wir noch ein Weilchen und stellten dann, wegen des zunehmend schlechter werdenden Himmels gegen 2 Uhr die Beobachtung ein. Dies sollte unser letzter Beobachtungsabend gewesen sein, die Nacht vor unserer Abreise sollte bewölkt werden.
    Der nächste Morgen begrüßte uns mit einem grauen, wolkenverhangenen Himmel. Die Vorhersage für die nächste Nacht war nicht besonders gut. Ich glaube insgeheim war jeder von uns froh darüber, die Nacht vor der Abreise nicht mehr beobachten zu müssen und die Rückreise endlich mal ausgeschlafen angehen zu können. So wurde dann der Tag dazu genutzt in aller Ruhe die Ausrüstung abzubauen und zu verpacken. Ein letzter kritischer Blick von Horia auf den ganz passablen 13-Zöller, musste reichen, bevor er wieder in der Holzkiste verschwand und bei den Vermietern eingelagert wurde.
    Am Nachmittag war dann alles verpackt und wir konnten uns ein kühles Abschiedsbierchen gönnen. Den Rest des Nachmittgs haben wir, wie fast jeden NAchmittag, mit einer Runde Skat verbracht, ein Spiel bei dem der Neuling Horia sich inzwischen ganz passabel schlug. Am Abend mussten dann auf Anraten von Horia unbedingt noch die Honig-Rippchen im Restaurant "La Muralla" probiert werden, wo uns der Sonnenuntergang nochmal ein blutrotes Feuerwerk präsentierte, bevor der Himmel dann endgültig seine Pforten schloss. La Palma, wir kommen wieder!
    Clear Skies
    Thomas


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