La Palma 2015
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Alle Jahre wieder geht es für mich zumindest eine Woche nach La Palma, nun schon das vierte Jahr in Folge. Meine Reisebegleiter
waren in diesem Jahr Dietmar und Herbert, von den Rüsselsheimer Sternfreunden, sowie Horia von unserem Stammtisch. Als
Unterkunft stand uns dieses Jahr mal wieder die Casa Prima Vista zur Verfügung, nicht so gemütlich, wie die
Casa Adorno
aber dafür mit einer sehr grossen Terrasse und einer besseren Sicht Richtung Süden. Ich wollte dieses Jahr mal wieder etwas mehr
fotografieren und habe daher auf die Mitnahme meines neuen 12er Reisebobsons verzichtet, zumal Dietmars 18er ja vorort lag und
Horia seinen neuen 10er Reisedobson mitnehmen wollte. So hatte ich diesmal meine Astrotrac mitsamt Fotoausrüstung sowie mein
10,5x70 Fernglas mit Binomount und mein Canon 18x50 IS dabei. Letztere ergänzten sich gut mit den beiden Dobsons, so dass genügend Instrumente für
die visuelle Beobachtung zur Verfügung standen. Zusätzlich hatte Horia noch seine vollautomatisierte GP-Montierung mitsamt
seinem Stellarvue 80/550-Refraktor dabei, die permanent auf der Zufahrt zur Finca aufgestellt wurde, leider aber nur eine
klare Nacht gesehen hat, doch dazu später mehr.
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Unser Flug nach La Palma ging um angenehme 12 Uhr mittags und verlief völlig reibungslos und entspannt. Die Wetterlage auf der
Ostseite, war, wie so oft und eigentlich typisch, bewölkt und leicht regnerisch. Leider war es nach Durchfahrt durch den Tunnel
auf die Westseite der Insel auch dort bewölkt. Bei Ankunft an unserer Finca ließ sich die Sonne aber wieder blicken und
erlaubte uns einen schnellen und reibungslosen Aufbau unserer Geräte. Die Dobsons und das 10,5x70 Fernglas auf der Binomount
wurden direkt neben dem Haus aufgebaut, während der Zufahrtsbereich, ebenfalls mit freiem Südblick, für die Fotografen
reserviert wurde. Da es abends wieder bewölkt war, nutzten wir die Gelegenheit für ein leckeres Fischessen bei "La Mama" im Zentrum
von Puntagorda. Mann, wie hab ich das vermisst! Wie ein Wunder war nach dem Essen der Himmel aufgeklart und erlaubte uns erste
Blicke auf den Sternenhimmel mit den beiden Großferngläsern. An einigen Objekten im Schützen und Skorpion sowie am Andromedanebel
konnten beide Gläser ihr Leistungsvermögen beweisen. Dabei sollte es dann aber auch erstmal bleiben, zumal der Himmel wieder
zuzog und wir auch alle etwas müde waren.
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Der nächste Tag begrüsste uns in grau. Er wurde zunächst dazu genutzt die Montierung eines Sternfreundes, welche per Post
nach La Palma gelangte, auf ein vorort vorhandenes Stativ von Dietmar zu adaptieren, was auch ohne Probleme gelang. Der Sternfreund
kann sich auf tolle Fotosessions unter gutem Himmel freuen. Danach fuhren wir noch zum ortsansässigen Schreiner, um eine Kiste
zur Aufbewahrung von Horias 10"-Dobson bauen zu lassen. Das Wetter wurde im Laufe des Tages immer besser und so beschlossen wir
frühzeitig essen zu gehen, um zeitig an den Instrumenten sein zu können. Leider zeigte sich der Himmel an diesem Abend, wie so
oft in dieser Woche, nicht von seiner besten Seite. Immer wieder zogen Wolkenschwaden vom Roque herunter über uns hinweg und
erlaubten so keine guten Beobachtungen, geschweige denn Fotosessions! Einige konnten am frühen Morgen bei klarem Himmel dann
doch noch beobachten.
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Das Wetter wurde im Laufe des Tages immer besser und Horia prognostizierte für die Nacht sehr gutes Wetter, nachdem er
alle zur Verfügung stehenden Wetterdienste befragt hatte. So verbrachten wir den Tag damit unsere Geräte auf Vordermann zu
bringen und die Ausrüstung zu prüfen. Der neue 10"/f5,5 Dobson von Horia wurde noch mal auf genaueste justiert und für die
Nacht vorbereitet. Das Abendessen wurde wieder einigermassen zeitig eingenommen, diesmal im La Muralla, wo uns statt Fisch
ausnahmsweise mal leckere Fleischspeisen erwarteten.
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Wieder an der Finca angekommen zeigte sich ein fast wolkenloser Himmel, wie er so zuvor in diesem Urlaub zu dieser Uhrzeit
noch nicht sichtbar war. Und tatsächlich, die Nacht wurde durchgängig klar, unsere einzige klare Nacht direkt vor der Finca.
Diese wollte natürlich genutzt werden und so liefen die Kamerachips von Horia und mir ohne Pause, während Dietmar und Herbert
den Focus auf die visuelle Beobachtung am 18er legten aber auch die Vorzüge meines 10,5x70 Binos auf der Binomount zu schätzen
lernten. Gelobt sei mein neuer Timer, der jede Aufnahmeserie im Prinzip im Alleingang bewältigt, so dass ich genügend Zeit hatte
immer mal wieder am 18er oder Horias 10er mitzuspechteln. An alle gesehenen Objekte der Nacht kann ich mich nicht mehr erinnern,
wohl aber an die hellsten Planetaries mit Binoansatz am 18er, die einige ungewohnte und fantastische Ansichten boten. Meine
Mitbeobachter begaben sich zwischen 4 und 5 Uhr morgens ins Bett, ich jedoch habe bis 6 Uhr ausgehalten und konnte so auch noch
einige Objekte des Winterhimmels im aufgehenden Stier und Orion ablichten. Eine Übersicht über die gemachten Aufnahmen
dieser Nacht findet sich in der
Galerie
(M6/M7 bis zum Hexenkopfnebel). Horia hat sich in dieser Nacht auf zwei Objekte fokussiert, den Adlernebel und den Helixnebel.
Insbesondere beim Adlernebel hat sich dies auf jeden Fall gelohnt, schön abgelichtet, mitsamt der "Säulen der Schöpfung".
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Der nächste Morgen, sprich das Frühstück, kam schnell, zu schnell, ich konnte nur ca. 3 Stunden schlafen, bevor mich das
allgemeine Gerummel der anderen aufweckte. Nach einem ausgiebigen Frühstück widmete ich mich dann mit Horia zusammen erstmal
der Bildbearbeitung der Rohbilder der letzten Nacht, wobei sich zeigte, dass das ein oder andere Bild ganz nett geworden war.
Dietmar und Herbert gingen derweil in Tijarafe schwimmen, in der Bucht, wo die Höhlenhäusr stehen. Dort war ich 2007 auch schon
einmal, damals allerdings zu Fuß über einen steilen Ab- und Wiederaufstieg. Offensichtlich kommt man aber mit dem Auto doch auch
sehr nah an die Bucht heran. Der Abend wurde dann wieder im La Muralla verbracht, das zweite mal hintereinander, ungewöhnlich
aber mit ausgezeichnetem Fisch für alle. Der Abend wurde dann jedoch kurz, zu müde waren wir alle und so ging es frühzeitig ins
Bett, auch weil der Himmel an diesem Abend nicht mehr frei wurde. Ich denke niemand war böse drum!
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Die nächsten zwei Tage sollte sich das Wetter nicht nennenswert verbessern, immer wieder zogen Wolken von Norwesten über
die Insel herein und so verbrachte man die Zeit mit Equipmentpflege, Schachspielen oder Lesen. Letzteres mit einer schönen
Aussicht durch den Kiefernwald (oder waren es doch Lärchen?) auf die offene See, wo ab und zu Fischer- oder Whalewatchingboote
vorbeizogen. Ein Highlight war dann aber doch noch das obligatorische Essen im Restaurant Azul, in El Castillo, diesmal ein leckeres
Menü mit einer cross gebratenen Entenbrust samt ausgezeichneter Marillensoße im Hauptgang. Leider fuhren wir im Regen dorthin,
mit einem kleinen Zwischenstop auf dem lokalen Wochenmarkt in Puntagorda, und auch im Regen wiede zurück. Irgendwie drückte
das Wetter ein wenig auf die Stimmung, nur eine klare Nacht innerhalb einer Woche La Palma Aufenthalts, nein, das wäre wirklich
ungewöhnlich wenig. So reifte dann schlussendlich der Gedanke, doch einmal hoch zu fahren auf den Roque, auch wenn es der letzte
Abend sein würde, man kann ja schließlich im Flugzeug schlafen. Logistisch mit 4 Leuten und dem ganzen Equipment, mal abgesehen
von Horias Fotoausrüstung, allerdings kaum zu bewältigen, mit nur einem Auto für 4 Personen!
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Glücklicherweise erklärte sich Birgit, unsere Vermieterin, aber bereit, uns ihren Wagen für unsere Fahrt zum Gipfel zu leihen!
Wahnsinn, dies erlaubte es uns, fast unser gesamtes Equipment auf den Berg mit hochzunehmen, inklusive der beiden großen Dobsons und
das ohne diese auseinanderbauen zu müssen. So brachen wir am Montag Nachmittag zeitig zum Berg auf, nicht jedoch ohne bei El Pillar,
dem Ausflugsrestaurant, noch einen Zwischenstop einzulegen, für eine leckere Mahlzeit und den Kauf von ein paar Spacecookies.
Oben angekommen, konnten wir in aller Ruhe aufbauen und einen schönen Sonnenuntergang über den Wolken beobachten, mitsamt einer
extrem schmalen, jungen Mondsichel. Die Wolken kamen
uns manchmal bedrohlich nahe und zeitweise glaubten wir schon, sie könnten uns auch diesmal wieder einholen. Doch diese Sorge
sollte unbegründet bleiben, wir durften eine tolle Beobachtungsnacht erleben. Die Fotos, welche in dieser Nacht entstanden sind
findet man in der
Galerie
(Cirrusnebel bis M11). Horia haderte anfangs etwas mit seinem Dobson, weil bei der Fahrt hinauf die Justage verloren ging und er
kein Chesire mit dabei hatte. So musste der Dobson notdürftig am Stern justiert werden, bescherte uns dann aber trotdem einige tolle
Anblicke. Um 2 Uhr brachen wir dann zur Rückfahrt auf, üertreiben wollten wir es am letzten Abend auch nicht, schließlich musste
am nächsten Morgen noch gepackt werden!
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Der nächste Morgen kam nach einer kurzen Nacht zu schnell! Das Packen gestaltete sich aber dennoch sehr zügig und effizient, so
dass wir um 12 Uhr die Rückfahrt zum Airport antreten konnten. Leider hatten wir in der Hektik die Abdeckklappe unseres
Mietwagens im Abstellräumchen der Finca vergessen! Gott sei Dank hat Birgit uns dies telefonisch noch mitgeteilt, da waren wir
aber bereits in Los Llanos. So fuhr Dietmar dann die Serepentinen durch die Rille der Caldera nochmals zurück, während die anderen
drei sich ein Bierchen im Zentrum von Los Llanos gönnten. Zu guter letzt kamen wir dann doch pünktlich am Flughafen an, wo der
Flieger trotz Regens pünktlich in Richtung Heimat abflog. Über den Wolken konnten wir dann einen letzten Blick auf den Roque
werfen, der majestätisch aus der Wolkendecke herausragte. Komisch, vor wenigen Stunden haben wir da oben noch gestanden und
die Sterne bewundert!
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Clear Skies
Thomas
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