La Palma Tagebuch 2021
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Wie hat uns doch die Corona-Pandemie in den letzten eineinhalb Jahren zurückgeworfen, keine Kontakte, keine Reisen und kein Urlaub! Gott sei Dank hat uns der medizinische Fortschritt beim Impfen in den letzten
Monaten in jüngster Zeit doch wieder einige Freiheiten ermöglicht und so konnte ich zusammen mit Horia dieses Jahr endlich einmal wieder einen Astrourlaub auf La Palma verbringen (07.-14.07.2021).
Der Schwerpunkt sollte dabei komplett auf der Astrofotografie liegen, es wurden das erste mal bei solch einem Urlaub keine Okulare eingepackt! Visuelle Beobachtungen beschränkten sich auf etwas Fernglasastronomie.
Dieses Jahr waren wir wieder in der Finca
Casa Adorno
einquartiert, welche auf etwa 900m Höhe oberhalb von Puntagorda liegt. Nach dem Neubau der Nachbarfinca für die Tochter der Besitzer, war diese nun nach längerer Zeit endlich wieder buchbar. Wie jedes Jahr werde
ich auch dieses mal ein Reisetagebuch führen, damit die Interessierten wieder mitlesen können, was wir hier so treiben, viel Spaß dabei!
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Tag 1:
Die Anreise erfolgte, mit Condor vom Flughafen Frankfurt aus. Horia war bereits eine Woche vor mir auf die Insel geflogen und hatte sein 8" f/4 Selbstbau Fotonewton im Gepäck. Ich selbst reiste
mit meinem Reiseteleskop, einem Photoline 72mm f/6 sowie gekühlter Kamera (ASI 183MC Pro)und meiner Canon 60Da mit einer iOptron Sky Guider Pro an. Der Abflug erfolgte einigermaßen pünktlich ab Frankfurt
obwohl alles unter Corona-Bedingungen abgefertigt werden musste. Während des gesamten Fluges war eine medizinische Maske bzw. eine FFP2 Maske zu tragen, was bei einem vierstündigen Flug schon anstrengend ist.
Dennoch hat alles gut funktioniert und die Einreise mit Fiebertest und dem spanischen Travel Code ging auch recht flott vonstatten. Horia hat mich am Flughafen abgeholt und wir sind ohne Stops direkt zur Finca
durchgefahren. Das Wetter war fantastisch, warm, etwas schwül und vor allem wolkenlos! Der Abend lies Hoffnung aufkommen. LAut Horia war in der Vorwoche der Himmel genial klar und transparent, ich hoffe, dass
dies für die nächste Woche auch so bleibt. Mein Gott, wie habe ich diesen Ausblick von der Finca vermisst (s. Bild). Nach einem kurzen Einkauf im lokalen Supermarkt, gingen wir dann auch bald Essen, im Restaurante
Jardin de Los Naranjos (La Mama), die mit einen schönen, neuen Aussenterrasse aufwarten konnten. Viel Zeit haben wir uns nicht gelassen, ich wollte unbedingt noch die große Montierung aufbauen und mein Teleskop draufschnallen.
Ich habe dann in der sehr guten Nacht mit der iOptron plus 60Da sowie der EQ6 plus ASI 183MC Pro noch bis ca. 2:30 Ortszeit fotografiert, siehe hier
hier
. Die Ausbeute für die erste Nacht finde ich schon beachtlich, die Technik hat ausnahmsweise einmal nicht gestreikt ;-)
TBC
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Tag 2:
Der nächste Tag startete mit viel Sonne und lud zu einem Frühstück im Freien ein. Es zeichnete sich aber bereits am Vormittag ab, dass die Temperaturen etwas nach unten gehen würden, eher schlecht für unseren
Beobachtungsstandort, dem bei niedrigen Temperaturen abends und nachts tiefhängende Wolken drohen! Den Tag vertrieben wir uns mit Bildbearbeitung und Equipmentpflege. Das Gute bei der Astrofotografie ist, dass
man auch am nächsten Tag noch etwas zu tun hat ;-) Horia war auf dem Hinflug beim Transport seines Foto-Newtons ein Draht seine Drahtspinne gerissen und er musste sich auf der Insel mit Angelschnur behelfen,
um den Schaden zu beheben. Dadurch ist wohl sein Fangspiegel etwas verkippt und er hat in einer Ecke nicht perfekt runde Sterne. Nun denn, ich denke das Problem kann er erst in der Heimat wieder richtig
lösen. Ärgerlich, weil er den Newton für die nächste Reise auf der Insel lassen wollte. Nach einem entspannten Mahl bei La Briesta, bereiteten wir uns auf die Nacht vor, wobei uns schon eine dumpfe Vorahnung
überfiel. Um 21:30, nachdem immer mehr Wolken unseren Beobachtungsplatz einhüllten, fiel dann die Entscheidung auf die obere Kreuzung am Berg hochzufahren. Ausgerüstet mit unseren
mobilen Fotomontierungen waren wir dann auch schnell oben. Dort erwartete uns allerdings ein derat stürmischer Wind, dass an ernsthafte Astrofotografie gar nicht zu denken war. So genossen wir den Sonneruntergang
mit einer prächtigen Venus neben einem schwachen Mars und sahen, wie sich unten die Wolken über unsere Finca immer weiter nach Süden verschoben. Es war mal wieder eine Grenzsituation, die Finca so gerade eben
in Wolken eingehüllt und so beschlossen wir wieder runterzufahren, in der Hoffnung, dass es unten aufklaren würde. Leider sollte diese Hoffnung nicht in Erfüllung gehen und so fielen wir gegen Mitternacht in die
Betten. Die Prognose für die nächsten Tage sieht wieder besser aus! Wie sagt man so schön, schaun mer mal, dann sehn mer scho.
TBC
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Tag 3:
An diesem Morgen wurden wir wieder mit strahlendem Sonnenschein begrüßt, jedoch ware die Temperatur recht niedrig mit ca. 15 Grad. Eine Inversionswetterlage deutete sich an, mit höheren Temperaturen auf
dem Berg als unten, kein gutes Omen! Bei solchen Wetterlagen kondensieren auf höhe unserer Finca abends immer die Wolken aus, was eine erneute Nacht auf dem Berg erwarten lies. Wir besuchten an diesem Tag
den Gipfel des Roque, auch um einmal zu schauen, wie weit sich das Besucherzentrum dort oben entwickelt hat. Schon bei der Hochfahrt auf den Gipfel konnte man die Temperatur am Autothermometer steigen sehen,
14 Grad bei der Abzweigung von der LP1 zum Roque, über 20 Grad auf dem Gipfel. Das Besucherzentrum schien immer noch nicht fertig zu sein, die Zufahrten zu den Gebäuden samt Parkplätzen waren abgesperrt und
einige Arbeiter waren im Inneren des rechten Gebäudes beschäftigt. Nach einem kurzen Gipfelbesuch fuhren wir dann wieder runter, um den Nachmittag an der Finca zu entspannen. Ein echtes Highlight war das
Abendessen im Restaurante Ancora, direkt an der LP1, kurz hinter dem Abzweig Richtung Ortskern von Puntagorda. Wir haben uns ein Menü gegönnt, das wirklich hervorragend war, zu einem sehr fairen Preis. Das Essen
erfolgte noch bei strahlendem Sonnenschein, doch die niedrigen Temperaturen sorgten nach Sonnenuntergang, wie befürchtet, sofort zum Aufzug der verhassten Wolken an unserer Finca. Wir entschieden uns dann
vorzeitig auf die obere Kreuzung hochzufahren, wo wir bis etw 1:30 Uhr Timelapses (Horia) bzw. Milchstrassenaufnahmen gemacht haben (siehe
hier)
. Von oben deutete sich an, dass sich die Wolke über unserer Finca aufzulösen schien, was sich bei der Rückkehr bewahrheitete. Flux entschieden wir unsere Geräte auf den stationären Montierungen noch in Betrieb
zu nehmen. Doch gerade, als ich soweit war die erste Aufnahme zu starten, war sie wieder da, die böse Wolke, aaarrrggg :-( Frustiert haben wir ein Absackerbier genommen und uns ins Bett verzogen.
TBC
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Tag 4:
Natürlich wurden wir am nächsten Morgen wieder mit einer hämisch brennenden Sonne begrüßt, wie auch sonst, als würde sie sich über uns lustig machen. Na ja, wir haben uns nicht beschwert und den Tag mit einem
Frühstück im Freien begonnen. Nach einer ausgedehnten Bildbearbeitungssession haben wir den Rest des Nachmittags zum Ausruhen genutzt, natürlich bei bestem Wetter. Die Prognosen für die kommende Nacht sahen
hingegen immer noch nicht gut aus, weiterhin zu kühl unten, mit dem Hang zur Wolkenbildung auf Höhe der Finca. Nichts desto trotz wollten wir nach unserem Einkauf im lokalen Supermarkt im Restaurant Jardin
de Los Naranjos unser Abendessen geniessen. Diesmal geb es Steak für Horia und eine Safran Hühnchenbrust für mich, köstlich! Für den Abend haben wir uns 21:30 als Zeitpunkt der Entscheidung für das Hochfahren
gesetzt, wobei eigentlich schon klar war, dass wir hochfahren würden müssen, um Sterne zu sehen. So ging es dann pünktlich um 21:30 auf den Berg, mit der Astrotrack und dem iOptron Skyguider Pro. Horia hat sich
in der Nacht mit Weitwinkelaufnahmen der Milchstrasse beschäftigt, auf denen schnell sichtbar wurde, dass Calima-Staub im Anmarsch war (s. Bild links). Der Staub hat im Laufe der Nacht zugenommen auf etwa 50µg/m³
und dafür gesorgt, dass die Sterne unterhalb von 15-20 Grad überm Horizont fast komplett verschwanden! Ich habe in dieser Nacht zwei Sharpless Objekte mit Dualbandfilter abgelichtet, (siehe
hier)
. Vielleicht nicht die optimale Wahl bei diesen Bedingungen. Aus Sh2-129 möchte ich aber ein längeres Projekt machen, um noch mehr Photonen zu sammeln, damit auch der zentrale OIII-Part sichtbar wird. Im Laufe
der Nacht deutete sich wieder an, dass es unten aufklarte, die Lichter von Puntagorda wurden sichtbar. So fuhren wir um 2 Uhr runter und Horia startete noch seinen 8"-Newton für den Rest der Nacht. Ich war zu
müde, um mein Geraffel nochmal auf die Montierung zu setzen und habe mich nach einem Gutenacht-Bier direkt ins Bett verkrümelt. Horia hat in der Nacht noch eine sehr schöne Aufnahme des Crescent-Nebels
produziert.
TBC
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Tag 5:
Der nächste Morgen begrüsst uns wie immer mit Sonnenschein, allerdings zeichnet sich schon ab, dass immer noch Staub in der Luft ist, laut NOT-Website immer noch über 10µg/m³ und das Schlimmste sollte noch
kommen. Eine hochliegende Wolkenfront mit Calima sollte uns in der Nacht zum Montag überqueren, so dass schon klar war, dass auch die kommende Nacht nicht fotografiert werden können würde, bitter, bisher nur
eine Nacht von fünf an der Finca nutzbar! Nun denn, Trübsal blasen nützt nichts und so freuten wir uns wenigstens auf das EM Endspiel Italien gegen England. Der Nachmittag wurde wie immer mit Bildbearbeitung und
Nickerchen verbracht. Ein bisschen Angst kommt vor dem nächsten Tag auf, da wird es nichts zu bearbeiten geben :-( Zum Essen wollten wir am Sonntag ins La Muralla, wo wir allerdings nach unserer Ankunft um 18 Uhr
unsanft wieder hinausgebeten wurden, mit dem Hinweis Abendessen erst ab 19 Uhr, vorher nur Kaffeetrinken, was leider nicht mit den Angeben auf deren Homepage übereinstimmt. OK, dann eben La Mama, lecker, wie immer,
es gab Filetspitzen vom Rind mit Champignonsauce und Steak mit Orangensauce. Das anschließende Fußballspiell zu schauen gestaltete sich schwieriger, als erwartet, keine Möglichkeit das Spiel im Ausland über die
ZDF-Mediathek zu schauen, aus rechtlichen Gründen. Nun denn irgendwann fiel Horia ein, über seinen VPN-Zugang seiner Remote-Sternwarte auf die ZDF-Mediathek zuzugreifen und so konnten wir nach vorheriger
Radioverfolgung des Geschehens noch das Elfmeterschießen schauen. Bitter für England, Elfmetertrauma fortgeführt. Das Gute an Calima ist, dass man einmal früher ins Bett gehen kann, man miuss die positiven Seiten
sehen ;-) Wir hoffen, dass die Staubwolke am Montag Abbend durchgezogen ist und wir wieder loslegen können. Momentan sieht es aber eher noch schlecht aus, siehe Bild mit Bergblick von unserer Finca aus und
100µg/m³ Staub.
TBC
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Tag 6:
Wie bereits erwähnt, war es am Morgen des 12. Juli sehr diesig, durch den aufgezogenen Calima betrug die Staubbelastung in der Atmossphäre mehr als 150µg/m³. Diese sollte sich im Laufe des Tages aber kontinuierlich
abbauen. Die Hitze an diesem Tag, mit Höchsttemperaturen von 34 Grad, war fast unerträglich, etwas Kühlung verschaffte uns das Bewässern der Terrassenplatten an der Finca. Zum Essen mussten wir an diesem Tag etwas
früher los, weil Montags typischerweise die Restaurants Ruhetag haben und wir nach La Briesta wollten, ein kleines Ausflugsrestaurant an der LP1, kurz vor der Auffahrt zum Roque. Diese schließen bereits um 19 Uhr
und man sollte am besten vor 17 Uhr da sein, damit man noch etwas vernünftiges zu essen bekommt. Nach einem köstlichen Mahl mit einer kühlen Gazpacho als Vorspeise fuhren wir über die alte LP1 (jetzt LP111) zu
unserem Ausweichplatz auf der oberen Kreuzung am Paragliding-Startplatz. Dabei entdecketen wir etwas oberhalb neben der Tafel eine Sitzgruppe mit Bänken, die uns vorher noch nie aufgefallen war oder neu
installiert wurde. Diese liesse sich nachts sehr schön nutzen, zwecks Ablage und Rasten. Der Himmel dort oben war schon deutlich blauer als unten im Tal, wo die Staubschwaden selbst von oben deutlich sichtbar
waren (Bild, Blick nach oben und unten, Maus über Bild bewegen), eine Option für die Nacht. Wieder unten angekommen, haben wir dann zunächst beim Onlinetreffen unseres astronomischen Vereins teilgenommen, das alle 4 Wochen stattfindet, zumindest bei schlechten Wetter oder Corona. Nach ein paar
netten Plaudereien ging es dann gegen 22 Uhr raus zum Aufbauen, der Himmel teilweise bewölkt und immer noch mit 30µg/m³ Staub belesatet. Die Entscheidung war für unten gefallen. Interessanterweise hielt sich im Süden hartnäckig eine Wolkenlücke, welche
ich ausnutzte, um ein paar helle Gasnebel abzulichten, was sonst bei Staub die Ergebnisse finden sich
hier
Horia hatte wenig Hoffnung, zumal sein Objekt im Schwan, der Crescentnebel, permanent von Wolken eingehüllt wurde. Der Norden blieb so hartnäckig dicht, dass ich nicht einmal meine iOptron einnorden konnte.
Horia hat sich dann noch entschieden M22 aufzunehmen, bevor er zeitig ins Bett ging. Ich habe immerhin noch bis 3:30 ausgehalten. Die kommende Nacht soll nochmal gut werden und muss auf jeden Fall genutzt werden.
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Tag 7:
Nach der für mich längsten Nacht dieses La Palma Urlaubes, habe ich am nächsten Morgen für meine Verhältnisse recht lange geschlafen, bis etwa 9 Uhr! Da war Horia bereits auf und hatte Frühstück vorbereitet.
Der Himmel hatte sich wieder etwas mehr dem typischen blau angenähert, war aber immer noch mit Staub belastet. Wiederum wurde es tagsüber sehr warm, mit 33 Grad zwar nicht mehr so warm, wie am Vortag aber
dennoch ziemlich unerträglich. Im Inneren der Finca ließ es sich bei der Bildbearbeitung gut aushalten, zumal wir Mittags noch ein Eis einkauften sowie Bier, das schnell kühl gestellt wurde ;-) Zum Abendessen
im Restaurant Ancora keinmte dann wieder Hoffnung für die kommende Nacht auf, der HImel über dem Berg färbte sich wieder tiefblau und es zeigten sich nur noch wenige hochliegende Wolken. So genossen wir das
Menu im Restaurant besonders und freuten uns auf die kommende Nacht. Leider etwas zu früh, mit zunehmender Dämmerung zogen immer mehr hohe Wolken auf und der Calima Staub nahm leider wieder zu. Bis Mitternacht
war es unbeständig und so beschloss ich meinen Refraktor schon mal von der Montierung zu nehmen, zumal am nächsten Tag die Abreise sein musste. Kaum hatte ich den Refraktor eingepackt, klarte es auf und Horia
tauchte wieder auf, der sich eigentlich schon ins Bett verabschiedet hatte. Ich justierte meine iOptron dann auf den Cirrusnebel, während Horia seinen Newton auf LDN673, einen interessanten Dunkelnebel richtete.
Nach ca. 20 Aufnahmen zogen allerdings wieder stetig Wolken durch das Bild, so dass ich frustiert abgebrochen habe. Dennoch ist ein ganz passables Bild entstanden, siehe
hier
. Am nächsten Morgen musste dann noch einiges abgebaut und wieder verstaut werden, so dass wir schon wieder früh auf den Beinen waren. Gegen 12 Uhr ging es dann zum Flughafen, diesmal ohne die obligatorische
Mittagspause in Puerto de Tazacorte, weil Horia noch einen Corona Test machen musste. Der lief am Flughafen aber sehr schnell und entspannt ab, so dass wenigstens noch Zeit für ein Abschiedsbierchen blieb.
Nach pünklicher Landung gegen 22 Uhr in Frankfurt hatte uns die Heimat dann wieder.
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Clear Skies
Thomas
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