Sommerabschluss mit Oldenburgia
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Datum: 29.08.17 auf 30.08.17
Ort: Laufenselden
Zeit: 21:30-1:30 Uhr
SQM: 21,2
Ein lange Zeit ist nun schon wieder vergangen, seit ich zum letzten mal draußen war zum Deep-Sky-Spechteln. Dies war während meines Urlaubs
auf La Palma im Mai. Drei Monate ist das schon wieder her, meine Herren, wie die Zeit verfliegt. Ein Spätsommer-hoch namens Oldenburgia
(darauf muss man auch erst einmal kommen) gab Anlass zur Hoffnung, dass sich dies bald ändern würde. Es bescherte uns einen angenehm warmen
Sommerausklang mit zumindest einer vielversprechend klaren Nacht, der vom 29. auf den 30. August. Da ich am Vorabend keine Zeit zum
Beobachten hatte (die Nacht war allerdings auch nicht besonders gut), wollte ich wenigstens diese Gelegenheit nutzen und war froh, als Horia
am Nachmittag einen Beobachtungsaufruf für Laufenselden startete. Da der halbvolle Mond erst gegen Mitternacht untergehen würde, trafen wir
uns am späten Abend gegen 21:30 mit 5 Leuten in Laufenselden:
Hans-Dieter mit seinem 12" Martini-Dobson + Encodern
Horia mit seinem 18" Dobson
Ronald mit seinem 12" Dobson ohne Stein ;-)
Dietmar mit seinem Omegon 4"-Bino
und ich selbst mit meinen 12"-Reisedobson.
Ich traf gegen 21:30 am Sportplatz in Laufenselden ein und war zunächst geschockt die Flutlichter hell erleuchtet zu sehen. Doch dann erinnerte
ich mich wieder, dass der Mond noch hell am Himmel steht und so würden mir die Lichter behilflich sein, meinen 12er entspannt aufbauen zu können,
der noch komplett verpackt im Auto lag. Leider wurde das Flutlicht in der entscheidenden Phase des Aufbaus, wo ich Licht gut hätte gebrauchen können,
abgeschaltet, typisch, wäre ja zu schön gewesen. Der Aufbau zog sich dann doch etwas in die Länge, zumal ich das gute Stück länger nicht in die Hand
genommen hatte und ich daher mit einigen Details nicht mehr ganz vertraut war. Die anderen haben derweil schon munter den Mond und den Saturn beobachtet.
Dietmar war begeistert vom "Goldenen Henkel" des Mondes und erzählte, dass er ihn während seines letzten La Palma Aufenthalts zum ersten mal überhaupt
gesehen hat. Hektische Aufbrüche zum Beobachten führen meistens dazu, wichtige Dinge zuhause zu vergessen, diesmal waren es meine Filmdose für die Justage
des Dobsons und mein 2"/1,25"-Adapter, naja, gut wenn man Sternfreunde dabei hat, von denen man sich das Zeugs leihen kann! Nach einer knappen Stunde war
ich dann endlich auch soweit. Der Himmel zeigte sich im Süden bereits dunstig, die ersten Anzeichen einer Warmfront vor den im Westen anrückenden Tiefs,
die uns am nächsten Tag erreichen würden.
Das erste Objekt des Abends wurde dann M13, bei noch deutlichem Mondschein zeigte sich dennoch eine sternenreiche Globule (160x), allerdings bei schlechtem
Seeing. Die asphaltierte Strasse auf der mein Dobson stand, strahlte noch ganz schön viel Wärme ab. Apropos Strasse, die erste Schar Fußballer machte sich
just in diesem Moment mit ihren Autos auf den Heimweg, aarrgghh!!! Dennoch habe ich meine Dobson nicht von der Strasse geräumt, die Jungs mussten sich
langsam an mir vorbeiquetschen. Nach einer heftigen Fernlichtdusche, diese gelassen ertragend, der Mond war ja noch da, konnte es dann weiter gehen.
Zunächst wurden weitere Kugelsternhaufen abgegrast, M15 im Pegasus, bei 160x leicht granuliert, M2 etwas größer, als M15 aber nicht so stark granuliert,
wegen vermutlich schwächerer Einzelsterne. Das Mondlicht zollte hier noch seinen Tribut. Danach habe ich erst mal einen hellen Klassiker eingestellt, M57
den Ringnebel in der Leier. Es zeigte sich ein schöner Rauchring, schon bei 160x, aber natürlich kein Zentralstern sichtbar. Die anderen hatten derweil den
Saturnnebel NGC7009 oberhalb des Steinbocks eingestellt. Dieser steht in einer recht sternarmen Gegend und so war ich froh den grünen Laserpointer an Horias
18" Dobson als Wegweiser nutzen zu können. Der Nebel war damit schnell gefunden und zeigte sich im Aufsuchokular bei 40x schon deutlich grünlich gefärbt.
Höhere Vergrößerung bis 300x offenbarte eine längliche Form aber leider nicht die Ansen des Nebels, der Himmel war noch zu hell bzw. zu diesig. Hans-Dieter
hatte derweil den "Blinking Planetary" NGC6826 in seinem 12er eingestellt, fast im Zenit stehend. Er zeigte sich bei 180x leicht bläulich und mit Zentralstern.
Der Blinkeffekt war bei 12" Öffnung natürlich nicht mehr so ausgeprägt, wie bei kleineren Öffnungen, die Abbildung war aber sehr schön, der Dobson scheint
kein Fehlkauf gewesen zu sein! Nun wollte ich unbedingt noch das
Deep-Sky-Objekt des Monats Juli
in meinem 12er betrachten, der planetarische Nebel NGC40 im Cepheus. Horia hat ihn sehr schnell gefunden und so konnte ich sein grünen Pointerstrahl wieder
als Aufsuchhilfe nutzen, da sage noch einer etwas gegen grüne Laserpointer ;-) Bei 100x war er schon als nebulöser Halo um einen Stern in einer Dreierkette
wahrnehmbar. Eine Steigerung der Vergrößerung auf 300x zeigt andeutungsweise Verdickungen der Nebelschale auf der NO- und SW-Seite, diese waren in Horias
18er noch deutlich besser wahrnehmbar. Ein UHC-Filter war dabei durchaus hilfreich, wobei bei sehr hoher Vergrößerung besser ohne Filter. Auf La Palma unter
Tophimmel kommt der Nebel mit 18" Öffnung wesentlich besser und zeigt viel mehr Details! Anschließend regte ich an die Gruppe rund um M52 ins Visier zu nehmen.
Sie besteht aus dem wunderschönen offenen Sternhaufen M52, welcher recht dicht erscheint, mit einem auffällig orangefarbenen, helleren Stern eingebunden sowie
dem "Bubble-Nebel" NGC7635 und der HII-Region NGC7538. Ausgehend von M52 reicht ein kurzer Schwenk nach Norden um bei "Bubble-Nebel" zu landen, im 12er als
zarter Nebelhauch um einen schwachen Stern, der schwächere eines Paares mit NS-Ausdehnung der Verbindungslinie, zu erkennen. Auch der 18er zeigt hier nicht
viel mehr Details, die "Blase" ist nicht auszumachen. Ein weiterer Schwenk etwas nach NO bringt NGC 7538 ins Blickfeld, ein kompakter aber heller ovaler Nebel
mit einem exzentrischen Helligkeitszentrum. Er reagiert gut auf einen UHC-Filter ist aber auch ohne Filter leicht zu sehen. Angeregt von diesen beiden eher
exotischen Objekten wollten wir den planetarischen Nebel Abell 39 im Herkules probieren, hatten aber wegen des diesigen Himmels im Westen mit dem 18er mit
OIII-Filter keine Chance. Die Position müsste dank Starhoppings über einen 6x30 Sucher sehr gut gepasst haben. Nicht weit davon entfernt entschädigte uns
aber dann der extrem helle planetarische Nebel NGC 6210, auch "Turtle-Nebula" genannt. Er fällt schon in Übersichtsvergrößerung durch seine extrem grüne
Farbe auf, zeigt aber im 18er selbst mit OIII Filter außer einer leichten Erdnussform keine weiteren Details. Dietmar hatte derweil einmal einen Standard,
die Galaxie M33 im Sternbild Triangulum eingestellt. Im 4" Bino als deutlicher Nebelfleck sichtbar aber ohne nennenswerte Details. In meinem 12er sind die
beiden Hauptspiralarme zu erahnen, sowie die HII-Region NGC 604 innerhalb von M33, am Ende des nördlichen Arms, nahe eines schwachen Sterns. Danach schwenke
ich kurz auf Gamma-Andromedae, ein schöner Doppelstern mit etwa 10" Abstand, bei 100x klar getrennt, eine orange Hauptkomponente mit einem schwächeren, blauen
Begleitstern, sehr schön anzuschauen, quasi ein kleiner Albireo aber nicht minder schön. Dieser diente mir als Ausgangspunkt, um mittels Starhopping zur Galaxie
NGC 891 zu gelangen. Diese ist bei 100x und AP 3mm am besten zu sehen, das Staubband der Galaxie in Kantenlage wird jedoch nicht sichtbar. Von dort aus suchte
ich mittels des Rigel Peilsuchers noch M76 auf, den "Kleinen Hantelnebel". Er zeigte sich recht hell und auffällig, allerdings im 12er bei 300x werden nur eine
Erdnussform mit einer leichten Marmorierung sichtbar, die nebulösen Anhängsel jedoch nicht. Diese konnten wir dann aber mit Horias 18er und UHC- sowie
OIII-Filterunterstützung herausarbeiten. Dabei wurde eine kleine Nebelwolke in Richtung einer schwachen Sternenkette am NO-Ende sichtbar sowie eine noch
schwächere Nebelwolke auf der gegenüberliegenden Seite am SW-Ende, letztere besser im OIII-Filter. Dies sollte unser letztes Objekt des Abends sein, Horia
entwickelte danach eine gewisse Müdigkeit, der sich auch Hans-Dieter anschloss. Wir entschieden uns also abzubauen, zumal die meisten von uns am nächsten Tag
wieder zur Arbeit mussten. Die Beobachtungsnacht erwies sich als kurz aber nach so langer Abstinenz dennoch als schön und intensiv.
Clear Skies
Thomas
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